Betr.: ÖPNV – nix mit Nulltarif“, UZ vom 24. August

Schlechte Beispiele

Von Bernd Müller, per E-Mail

Man sollte nicht in den Glauben verfallen, dass ein kostenloser ÖPNV automatisch einen Beitrag gegen Luftverschmutzung und zur Senkung des Kohlendioxidausstoßes leistet. Es liegen seit Jahren Erfahrungswerte aus dem belgischen Hasselt oder dem brandenburgischen Templin vor. In beiden Städten hatte der kostenlose ÖPNV zwar dazu geführt, dass die Fahrgastzahlen stiegen. Sie stiegen aber zu Lasten des Rad- und Fußverkehrs. Bei einer Umfrage in Templin gaben mehr als 35 Prozent der Befragten an, weniger zu Fuß zu gehen, rund 30 Prozent verzichteten auf das Fahrrad und lediglich zehn Prozent gaben an, auf Autofahrten zu verzichten. In Hasselt stiegen die Fahrgastzahlen um rund 1 600 Prozent und überforderten schnell die kommunalen Finanzen. Immerhin mussten die Taktzahlen erhöht werden, was mehr Personal und hohe Anschaffungskosten für Bahnen und Busse nach sich zog. Am Ende musste der kostenlose ÖPNV wieder abgeschafft werden. Tallinn ist ebenfalls ein schlechtes Beispiel für den Erfolg des kostenfreien ÖPNV: Verkehrswissenschaftler der Uni Delft in den Niederlanden haben das Konzept von Tallinn analysiert und stellen ebenfalls fest: Autofahrer verzichten nicht auf das Auto, der Schadstoffausstoß ist nicht geringer geworden und mehr Fußgänger steigen in die Busse und Bahnen.

Dieser Artikel ist für Sie kostenlos. Kritischer Journalismus braucht allerdings Unterstützung, um dauerhaft existieren zu können. Daher freuen wir uns, wenn Sie sich für ein Abonnement der UZ (als gedruckte Wochenzeitung und/oder in digitaler Vollversion) entscheiden. Sie können die UZ vorher 6 Wochen lang kostenlos und unverbindlich testen.

✘ Leserbrief schreiben

An die UZ-Redaktion (leserbriefe (at) unsere-zeit.de)

"Schlechte Beispiele", UZ vom 31. August 2018



    Bitte beweise, dass du kein Spambot bist und wähle das Symbol Haus.



    UZ Probe-Abo [6 Wochen Gratis]

    Das könnte Sie auch interessieren

    Unsere Zeit