Proteste deckeln Mieterhöhungen

Schlappe für Vonovia

Von Manfred Dietenberger

Die Geschichte des Miethais Vonovia, in dessen rund 400000 Wohnungen etwa eine Million Menschen leben, ist die eines rasanten Wachstums und Aufstieges zum größten Immobilienunternehmen in unserem Lande und inzwischen einzigen auf dem Deutschen Aktienindex (DAX) gelisteten Vertreter der Branche. Dies wurde möglich, weil die Internationale der Finanzinvestoren ihr zusammengerafftes Geld lieber am Wohnungsmarkt spekulativ zu „Betongold“ umwandeln, statt zum Beispiel herkömmlich in der Automobilindustrie zu investieren.

Die finanzkräftigen Hintermänner (Frauen sind da so gut wie nicht zu finden) von Vonovia verhalten sich da völlig systemkonform. Denn weder die Autoindustrie noch der Einzelhandel, sondern der Wohnungsmarkt ist die umsatzstärkste Branche in Deutschland. Steigende Mieten und Profite sind Zwillinge der asozialen Marktwirtschaft. Eines der profitabelsten Erfolgsrezepte ist die sogenannte „ökologische Wohnraumsanierung“.

Vonovia kauft wie auch andere Immobilienkonzerne bevorzugt ältere Wohnhäuser, um sie nach relativ kurzer Zeit zu modernisieren. Mit einer Kombination aus steuerlichen Abschreibungen und der Umlage der Kosten auf die Mieter lässt sich innerhalb weniger Jahre außerordentlicher Profit „erwirtschaften“. Der Deutsche Mieterbund, Landesverband Baden-Württemberg, berichtet: In Konstanz werden derzeit eine nur wenige Jahre alte Wärmedämmung abgerissen und funktionierende Fenster gegen den Willen der Mieter ausgetauscht. Ihre Kosten sind 25 mal so hoch wie die potentielle Energieeinsparung. So oder ähnlich wird für immer mehr Menschen Wohnen kaum mehr bezahlbar.

Viele Vonovia-Mieter lassen sich das nicht mehr widerstandslos gefallen. Der anhaltende Widerstand der Mieter gegen überteuerte Modernisierungen zeigt nun Wirkung. Ab jetzt will Vonovia seine Investitionen in Modernisierungen drastisch kürzen. Grund sei die „dramatisch zurückgegangene“ gesellschaftliche Akzeptanz für die in der Regel mit Mietsteigerungen verbundenen energetischen Modernisierungen, so Rolf Buch von Vonovia. Der Konzern verkündet, auf den bisherigen Brauch, durchschnittlich 7 Prozent der energetischen Modernisierungskosten etwa für die Dämmung von Fassaden oder den Austausch alter Fenster auf die Miete umzulegen, ab jetzt zu verzichten. Das heißt konkret, der Konzern kürzt seine geplanten energetischen Investitionen ab sofort um ca. 40 Prozent. Die Modernisierungsquote wird heruntergefahren von bisher 5 Prozent auf künftig noch rund 3 Prozent des Wohnungsbestands. In Zukunft werden die Sanierungen zu keinen Mietaufschlägen von mehr als zwei Euro je Quadratmeter führen, selbst dort wo gesetzlich sieben Euro zulässig wären, wird versprochen.

Der Immobilienkonzern vergaß zu erwähnen: Ab 2019 dürfen Hausbesitzer nach Modernisierungen sowieso nur noch maximal 8 Prozent der Renovierungskosten im Jahr statt bisher 11 Prozent auf die Miete umlegen. Pro Quadratmeter sind dann Erhöhungen bis zu drei Euro erlaubt. Wo die Miete weniger als sieben Euro pro Quadratmeter beträgt, dürfen Vermieter nur zwei Euro pro Quadratmeter aufschlagen. Stattdessen beklagt Buch scheinheilig, dass durch das Zurückfahren der energetischen Modernisierungen die CO2-Bilanz, besonders der aus den 1950er, 1960er und 1970er Jahren stammenden Gebäude sich dadurch nicht wie geplant verbessere, was einen Rückschlag für den Klimaschutz bedeute.

Dennoch, der strategische Rückzug von Vonovia ist ein beachtlicher, ja, Mut machender Erfolg der Mieterbewegung. Vonovia hat eine Schlappe einstecken müssen. Die Mieter werden sich auf ihrem Erfolg nicht ausruhen, klare Kante zeigen und Vonovia zwingen, auch bei schon laufenden Modernisierungsarbeiten die von ihnen dem Konzern abgerungene Kappungsgrenze von zwei Euro einzuhalten.

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"Schlappe für Vonovia", UZ vom 14. Dezember 2018



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