Schon die Ankündigung sorgte für Rummel: Viele Kieler Rüstungsbetriebe schickten diejenigen ihrer Beschäftigten ins Homeoffice, die von zuhause aus arbeiten können. Und warnten ihre Beschäftigte vor den Aktivisten, die sich zum Rheinmetall-entwaffnen-Camp in der Stadt an der Förde einfinden würden. Firmengelände wurden abgeriegelt, Sicherheitsdienste und Polizei waren im Dauereinsatz. Damit richteten die Firmen, gegen die die Friedensfreude demonstrierten, selbst wesentlich mehr Schaden an, als eine Blockade an einem Tag vermocht hätte.
Mehrere hundert Friedensfreunde kamen vom 3. bis 8. September 2024 zur Aktionswoche und dem Rheinmetall-entwaffnen-Camp in Kiel zusammen. Mit über 80 Veranstaltungen bot das Camp ein abwechslungsreiches Programm. Im Vordergrund stand die Beteiligung deutscher Rüstungskonzerne an Kriegen in aller Welt, etwa dem Genozid Israels in Gaza.
Mit zahlreichen kleineren Aktionen vor Rüstungsbetrieben prangerten Teilnehmer des Camps die Profiteure der Kriege an. Am Freitag, den 6. September versuchten etwa 300 Menschen ab 3 Uhr nachts, Tore von Rüstungsbetrieben zu blockieren. Binnen sechs Stunden wurden die beteiligten Aktivisten viermal von der Polizei angegriffen. Einige Teilnehmer erlitten Nasenbrüche und Kopfverletzungen, mehrere mussten im Krankenhaus behandelt werden. „Polizei – Schlägertrupp von Rheinmetall“, skandierten Teilnehmer des Protestzuges.
Tags darauf demonstrierten mehr als 1.000 Menschen gegen die Rüstungsindustrie – die größte Friedensdemonstration in Kiel seit langem. Sie klagten die Kriegsvorbereitungen der Bundesregierung, Bundeswehr und Rüstungskonzerne an. Auch diese Demo griff die Polizei immer wieder an. Teilnehmer wurden etwa wegen des Zeigens bestimmter Symbole und Fahnen aus der Demo gezogen und festgehalten. Die Polizei nahm ihre Personalien auf. Mehrmals schlugen Polizeibeamte auf Teilnehmer ein und verletzte diese. Einem Teilnehmer im Rentenalter wird vorgeworfen, einen Polizisten mit einer Fahnenstange geschlagen zu haben. Der Rentner erlitt eine Kopfverletzung. Er möchte sich juristisch gegen die Polizeigewalt zur Wehr setzen.
Die Rüstungsindustrie in Kiel und anderswo kann nicht von Aktivisten alleine gestoppt werden. Mit den Kolleginnen und Kollegen in den Betrieben ins Gespräch zu kommen und die Gewerkschaften zu überzeugen, den Kriegskurs der Regierung zu verhindern, bleibt die zentrale Aufgabe der Friedensbewegung.