Erinnerungen an die Novemberrevolution

Rote Fahnen in Berlin

Von Willi Hendricks

Am Abend des 8. November trafen sich am Brandenburger Tor etwa dreihundert Berliner zur Kundgebung „100 Jahre unvollendete Revolution“. Aufgerufen hatten unter anderem die VVN-BdA, Juristen- und Mieterorganisationen, die DKP Berlin und zahlreiche IG-Metall-Mitglieder. Die Redner, der Politologe Prof. Bodo Zeuner, die Gewerkschafterin Doris Heinemann-Brooks und der Schauspieler Rolf Becker erinnerten an die Opfer der Revolutionäre und an deren unerfüllten Hoffnungen auf ein Deutschland ohne Militarismus und Kapitalmacht.

Einen Tage später: Schauspieler in historischen Matrosenuniformen präsentierten am Berliner Hauptbahnhof die offizielle Version der Novemberrevolution, wonach die Revolution mit der Ernennung Friedrich Eberts zum Reichskanzler am 9. November ihr erfolgreiches Ende fand. Das war das erste und wohl auch das letzte Mal, dass Akteure mit finanzieller Unterstützung der Deutschen Bahn AG und des Bundesjustizministeriums rote Fahnen schwenken und „Es lebe die Revolution“ rufen durften. Die Aktion führt zu den Bahnhöfen in über 40 Städten (siehe unser Foto).

Anonyme Flugblätter unter dem Motto „100 Jahre Novemberrevolution – Wir sind noch nicht fertig“ erinnern an historischen Stellen an die Aktionen der Arbeiter und Soldaten, so zum Beispiel gegenüber dem Kaufhaus Alexa am Alexanderplatz, wo vor 100 Jahren die Massen das Polizeipräsidium gestürmt und über 600 politische Gefangene befreit hatten. Über die nächsten Wochen sind Lesungen, Diskussionsrunden, Ausstellungen und eine historische Stadtrundfahrt der DKP Neukölln geplant.

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"Rote Fahnen in Berlin", UZ vom 16. November 2018



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