Heute vor 100 Jahren kam Robert Steigerwald zur Welt

Robert presente!

Robert Steigerwald wurde am 24. März 1925 in Frankfurt am Main geboren und wuchs in einer kommunistischen Arbeiterfamilie auf. Nach dem Abitur wurde er zur faschistischen Wehrmacht eingezogen und zum Piloten ausgebildet. Nach kurzem Kriegseinsatz ging er freiwillig in US-amerikanische Gefangenschaft, aus der er im Mai 1945 floh. Ein sozialdemokratischer Onkel erklärte ihm, was der Unterschied zwischen Sozialdemokraten und Kommunisten sei: Beide hätten dasselbe Ziel, die Sozialdemokraten wollten es auf demokratischem, die Kommunisten auf diktatorischem Weg erreichen. Steigerwald trat in die SPD ein, gründete deren Jugendverband „Die Falken“ mit und wurde in den Vorstand der „Falken“ für die Westzonen berufen.

Schnell geriet er in Widerspruch zur Politik der SPD – nicht nur durch das Studium des Marxismus. 1947 suchte er das Gespräch mit dem SPD-Vorsitzenden Kurt Schumacher. Er fragte ihn, auf welcher Seite die SPD stehen würde, wenn es – wie damals zu befürchten war – zum Krieg zwischen den Westmächten und der Sowjetunion kommen würde. Schumacher antwortete: auf der Seite des von Labour regierten Britannien. Steigerwald verließ die SPD und trat 1948 in die KPD ein. Der „Hessische Rundfunk“, bei dem Steigerwald als Jugendredakteur tätig war, entließ ihn daraufhin.

Steigerwald hatte bereits während seiner Arbeit beim Radio Geschichte und Philosophie studiert. Die Jahre 1949 und 1950 verbrachte er an der Parteihochschule „Karl Marx“ der SED in Kleinmachnow, anschließend lehrte er dort ein halbes Jahr lang Philosophie.

1951 kehrte er in die Bundesrepublik zurück und beteiligte sich am Widerstand gegen die Remilitarisierung. Dafür wurde er 1953 zum ersten Mal verhaftet. Insgesamt saß Steigerwald wegen seiner politischen Tätigkeit fünf Jahre in Straf- und Untersuchungshaft.

Trotz der Verfolgungen gehörte er der Arbeitsgruppe des Parteivorstands der KPD an, welche die juristische Verteidigung gegen das 1951 beantragte Verbot der KPD koordinierte.

Dass seine Partei 1956 verboten wurde, hielt ihn nicht davon ab, nach der Haftentlassung die Arbeit wieder aufzunehmen. Er leitete die Abteilung Theorie und marxistische Bildung beim Vorstand der illegalen Partei. 1963 beteiligte er sich daran, die Zeitschrift „Marxistische Blätter“ zu gründen. Später wurde er ihr Chefredakteur und blieb bis zu seinem Tod Mitherausgeber.

Für die wissenschaftliche Arbeit fand er in der DDR die besseren Bedingungen vor. 1968 wurde er in der DDR promoviert. Steigerwald forschte auf dem Gebiet der marxistischen Philosophie, gleichzeitig arbeitete er dafür, den Marxismus zu verbreiten und besonders für Jugendliche aus der Arbeiterklasse verständlich zu machen. In den späten 1960er Jahren wurde er Vorsitzender des Zusammenschlusses der Marxistischen Arbeiterbildungsvereine (MAB).

Er war lange Vorsitzender, zuletzt Ehrenvorsitzender der Marx-Engels-Stiftung. Seine Einführung in die marxistische Philosophie, die unter verschiedenen Titeln, in mehreren Auflagen und Übersetzungen erschien, bietet einen anschaulichen Zugang zu Fragen der marxistischen Dialektik, Erkenntnistheorie und Geschichtsphilosophie.

1968, als sich das Klima in der Bundesrepublik veränderte, nutzten die Kommunisten die Möglichkeit, um trotz des KPD-Verbots wieder eine legale kommunistische Partei zu bilden. Sie konstituierten sich neu als DKP. Steigerwald war daran beteiligt, von Anfang der 1970er Jahre bis 1990 war er Mitglied des Parteivorstands der DKP und hat deren Programmatik entscheidend mitgeprägt.

Die Niederlage von 1989 brachte ihn nicht dazu, den Marxismus aufzugeben – aber dazu, die Grundfragen der marxistischen Philosophie erneut zu stellen. Solange es seine Gesundheit erlaubte, nahm er an der Arbeit der DKP teil, hielt Vorträge und forschte.

Am 30. Juni 2016 starb er 91-jährig in Eschborn.

Redaktionell leicht bearbeiteter Auszug aus dem „RotFuchs“, September 2016

Weiterführende Links:

Zum 100. Geburtstag Robert Steigerwalds schreibt Thomas Metscher in der UZ vom 21. März 2025:

Nachruf auf Robert Steigerwald von Patrik Köbele, Vorsitzender der DKP, in der UZ vom 8. Juli 2016:

Eine Auswahl an UZ-Beiträgen von Robert Steigerwald haben wir hier zusammengestellt.

Dieser Artikel ist für Sie kostenlos. Kritischer Journalismus braucht allerdings Unterstützung, um dauerhaft existieren zu können. Daher freuen wir uns, wenn Sie sich für ein Abonnement der UZ (als gedruckte Wochenzeitung und/oder in digitaler Vollversion) entscheiden. Sie können die UZ vorher 6 Wochen lang kostenlos und unverbindlich testen.



UZ Probe-Abo [6 Wochen Gratis]
Unsere Zeit