Zum Leserbrief „Zu oberflächlich“, UZ vom 22. Mai

Richtige Richtung?

Peter Maaßen, per E-Mail

Es lohnte sich, die auch als Beilage der Marxistischen Blätter erschienene Giacché-Schrift vollständig zu lesen. Ich fand sie sehr interessant und aufschlussreich. Die Berichterstattung über China in den MB, in jW und der UZ verfolge ich immer möglichst aufmerksam, weil das für mich mit zu den spannendsten Fragen der Gegenwart gehört. Es geht sicher nicht um: Ist Chinas Weg „der richtige“. Aber: Geht es in eine richtige Richtung? Und da ist mein Eindruck bisher: Eher ja. (…)

Was ich von Autoren wie Krenz, Berthold, Nentwig und Peters mitbekam, ist vor allem eines. In China setzte man sich tiefergehend mit der Untersuchung der Ursachen des Scheiterns des Sozialismus in Osteuropa und den Schlussfolgerungen daraus auseinander. Und eine der wichtigsten Lehren dieser Analysen – für mich völlig nachvollziehbar – ist diese: Die Frage in einer nachkapitalistischen, also sozialistischen Wirtschaftsordnung kann nicht sein: Markt oder Staat? Sondern vielmehr: Wieviel Markt und wieviel Staat? (…)

Kritikpunkte an der heutigen Politik in China sind aus meiner bisherigen Sicht eher solche des Umgangs mit der Umwelt-Überlebensproblematik der Menschheit. Für zu hinterfragen halte ich da zunächst die exzessive Rolle als Werkbank der Globalisierung für jeden destruktiven Frustkonsumscheiß, der in den reichen Räuberstaaten eine wichtige Rolle zum Systemerhalt spielt. Fehler sehe ich auch etwa in der massiven innerchinesischen Konsumförderung, beispielsweise in Richtung des motorisierten Individualverkehrs, keine Schritte in Richtung Transportvermeidung und dergleichen. (…) Aber dass in China heute auch derartige Wege gegangen werden, kann auch mit der Unterordnung unter das völlig legitime oberste Ziel des militärstrategischen Überlebens in einer Welt zusammenhängen, die (noch?) von einem aggressiven westlichen Imperialismus dominiert wird. (…)

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"Richtige Richtung?", UZ vom 5. Juni 2020



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