Das Hofbräuhaus in München ist weltweit bekannt und wird jedes Jahr von hunderttausenden Touristen besucht. Am 13. April drehte es sich im Traditionswirtshaus mal nicht nur um Bier, Schweinshaxen und Blasmusik. Die DKP München hatte zum Vortrag geladen, zusammen mit der Marx-Engels-Stiftung, der SDAJ, dem Freidenkerverband München und Landesverband Bayern sowie dem „Plenum R“. Hermann Kopp, Vorsitzender der Marx-Engels-Stiftung, referierte über „Die baierische Räterepublik und die K. P. D.“. Gefördert wurde die Veranstaltung vom „Kurt-Eisner-Verein – Rosa-Luxemburg-Stiftung Bayern“ und dem Kulturreferat der Stadt München. Sie fand im „Münchner Zimmer“ des Hofbräuhauses statt, das 80 Sitzplätze und 20 Stehplätze bietet. „Der Raum war hoffnungslos überfüllt und platzte aus allen Nähten. Die Mitarbeiter vom Hofbräuhaus hatten ihre Mühe, den Ansturm zu meistern – dafür noch mal unseren Dank!“, sagt Hacki Münder, Kreisvorsitzender der DKP München.
Im Vorfeld der Veranstaltung hatte die Leitung des Hofbräuhauses den Vertrag über die Raumnutzung kurzfristig gekündigt, da es sich um eine „politische Veranstaltung“ handle (UZ vom 12. April). Das Landgericht München I erteilte auf Antrag der Veranstalter eine Einstweilige Verfügung, wodurch die Veranstaltung ohne weitere Probleme stattfinden konnte.
Hermann Kopp stellte zu Beginn seines Vortrages (auf YouTube zu sehen) dar, vor welchen schwierigen Fragen die junge KPD stand: „Die Entscheidung Rätemacht oder Nationalversammlung – mit anderen Worten: Beibehaltung der bürgerlich-imperialistischen Ordnung in parlamentarischer Form – war in der Tat die Schlüsselfrage der Revolution – jedenfalls für alle, die, wie die Teilnehmer des Gründungsparteitags der KPD, diese zu einer sozialistischen Revolution weitertreiben wollten.“ Eine Beteiligung an den Nationalratswahlen wurde, auch mit Stimmen aus München, dann abgelehnt. Der Münchner Delegierte und baldige Vorsitzende der Münchner KPD, Max Levien, war ideologisch „irgendwo zwischen denen der führenden Repräsentanten des Spartakusbunds und denen Erich Mühsams angesiedelt – dem prägenden Kopf der Münchner radikalen Linken“. Trotzdem wuchs die KPD sprunghaft. „Dieser Zustrom zur KPD war freilich nicht nur ihrer eigenen Aktivität zu verdanken – auch wenn ihr oft spektakuläres öffentliches Auftreten und ihr unbedingtes Eintreten für die Rätemacht zweifellos dazu beitrugen, ihren Einfluss unter den fortschrittlichsten Teilen der Arbeiterschaft, vor allem in den Großbetrieben, auszuweiten. Eine ganz entscheidende Rolle spielte aber die bayernspezifische allgemeine Entwicklung“, schätzte Kopp ein. Der Mord am bayrischen Ministerpräsidenten Kurt Eisner (USPD) führte deshalb zur sogenannten „zweiten Revolution“ in Bayern. In ganz Bayern kam es zu einem mehrtägigen Generalstreik. In diesen Kämpfen gewannen die Räte gegenüber den sozialdemokratischen Gewerkschaften an Macht. USPD und KPD waren in diesen gut verankert. Jedoch orientierte sich bayernweit die Mehrheit der Arbeiterschaft immer noch an der SPD.
Eugen Leviné wurde von der KPD-Zentrale aus Berlin nach München geschickt und organisierte die Partei neu. Die KPD lehnte die Ausrufung der Räterepublik ab, da „der ‚Provisorische Revolutionäre Zentralrat‘, das Gremium, das die Räterepublik proklamierte, ohne Beteiligung der Arbeiter-und-Soldaten-Räte entstanden war. Es handelte sich um eine kleine, mehr oder weniger zufällig zusammengesetzte Gruppe von Parteifunktionären und Aktivisten.“ Wenige Tage nach der Proklamation versuchten reaktionäre „Republikanische Schutztruppen“ zu putschen. „Aber der Putsch misslang aufgrund des bewaffneten Widerstands gegen die Putschisten, bei dem die Betriebsräte von Münchener Großbetrieben und die Sektionen der Münchener KPD eine entscheidende Rolle spielten.“ Jedoch war die KPD noch zu schwach und unerfahren, um die Errungenschaften der Novemberrevolution gegen den Antsturm der Konterrevolution dauerhaft zu verteidigen.