Der Autor war Botschafter der DDR in Kuba und ist Mitglied der FG BRD-Kuba.
Am Abend des 26. November 2016 hat sich das Leben des unermüdlichen Kämpfers für die volle Emanzipation der armen und einfachen Kubaner vollendet. Fidel Castro hatte sein ganzes Leben für die „Revolution der Armen für die Armen“ gewidmet. Er wurde daher von allen ehrlichen Kubanern verehrt. Gerade sein unermüdlicher Kampf für die Freiheit, Unabhängigkeit und das Wohlergehen der Menschen, gegen die Ausbeutung und Knechtung durch die Mächtigen des Nordens, gegen die mit ihnen eng verbündete einheimische Oligarchie, machte ihn zum leuchtenden Symbol für Freiheit und Menschlichkeit nicht nur in Kuba, sondern weltweit. Er war der unumstrittene Führer der Revolution. Auf Kuba waren wenige Jahre nach dem Sieg über die Batista-Diktatur das Analphabetentum beendet, der Zugang jedes Kubaners zur kostenlosen Bildung, Kultur, Sport und Gesundheitsbetreuung war Wirklichkeit geworden. Durch die Agrarreformen wurden die großen, meist nordamerikanischen Oligarchen enteignet. Gleiches geschah auch mit den allmächtigen Monopolen in Industrie, Handel und Verbindungswesen. Glücksspiele und das Unwesen der Mafiabosse kamen unter Kontrolle.
Die Wirkung der revolutionären Maßnahmen des kleinen, mutigen und stolzen Inselstaates mit allen Merkmalen eines Entwicklungslandes auf Länder und Völker in Lateinamerika und anderen Kontinenten war enorm. Kubanische Freiheitskämpfer hatten entscheidenden Anteil an der Beseitigung der Reste des Kolonialismus in Afrika.
Kuba erlangte unter Führung Fidels großes Ansehen besonders in Lateinamerika und in der Karibik. Im Jahre 2015 wurde Kuba nach 53 Jahren auf der VII. Gipfelkonferenz der Organisation Amerikanischer Staaten, die in Panama stattfand, wieder aufgenommen. In vorangegangenen Zusammenkünften regionaler Organisationen Lateinamerikas und der Karibik war Kuba bereits als ordentliches Mitglied aufgenommen worden. In einigen Organisationen spielte der sozialistische Staat eine gewisse Führungsrolle. Das Ansehen Kubas in der Region und weltweit ist unübersehbar gewachsen. Davon zeugen auch die jährlichen Abstimmungen in der UNO gegen die US-Blockade gegen Kuba. Jüngst mussten sich selbst die USA der Stimme enthalten. Deutlicher kann nicht ausgedrückt werden, dass die Politik der USA gegen das sozialistische Kuba gescheitert ist. Das hat selbst US-Präsident Obama während der ersten Gesprächsrunde zur Herstellung normaler Beziehungen zwischen beiden Ländern eingestehen müssen.
An all den großen Erfolgen der kubanischen Revolution hat natürlich Fidel, als Führer der Revolution einen entscheidenden Anteil. Er war es, der die humanistischen Ideale von einem freien und souveränen Kuba aufgriff und sich von ihnen sowohl im Kampf gegen die Batista-Diktatur als auch bei der Zusammenführung der revolutionären Ströme Kubas zu einer kämpferischen, revolutionären Partei inspirieren ließ. Er war es, der regelmäßig mit seinen schöpferischen Reden auf Großkundgebungen und über die Medien den Kurs der revolutionären Entwicklung des Landes unermüdlich, einprägsam und überzeugend erläuterte. Er war es, der die Solidaritätsbewegung mit den Patrioten Afrikas und Lateinamerikas maßgeblich entwickeln und organisieren half. In diesem Sinne nahm er in seiner unermüdlichen und schöpferischen Art Einfluss auf die Bewegung der Nichtpaktgebundenen Staaten. Allein durch seine hohe Intelligenz, durch sein universelles Wissen, durch seinen gradlinigen und einfühlsamen Umgang mit den Menschen überzeugte Fidel in den Gesprächen mit den Bürgern.
Als Botschafter eines eng befreundeten Staates hatte ich während vieler Jahre oft Gelegenheit, dieser großen Persönlichkeit, Fidel Castro Ruz, zu begegnen: sei es bei der Einweihung von unserem Land errichteter Investitionen, in der Vermittlung hochrangiger Konsultationen, bei gemeinsamen Veranstaltungen auf Kuba oder in Berlin, bei Gesprächen in meiner Residenz und vielen anderen Anlässen. Mich hat das Ableben dieser starken Persönlichkeit sehr tief berührt, obwohl wir alle – und vor allem das kubanische Volk – durch die schwere Krankheit des Comandante und Führers der Kubanischen Revolution nicht unvorbereitet waren.