Die deutsche Rechtsregierung setzte wie schon in den vergangenen zwei Jahren alles daran, Gedenken und Siegesfeiern zur Befreiung vom Nazismus rund um den 8. und 9. Mai zu verbieten. So mussten in Berlin rund 2.000 Menschen, die zum Treptower Park gekommen waren, „ohne jeden Bezug zu Russland“ bleiben. Die Teilnehmer des Unsterblichen Regiments, die zum Denkmal für die gefallenen sowjetischen Soldaten im Tiergarten ziehen wollten, durften nur in Kleingruppen das Gelände betreten und ihre Blumen niederlegen.
In der kleinen ostwestfälischen Gemeinde Schloss Holte-Stukenbrock hingegen konnte der 9. Mai, der Tag des Sieges, gebührend gefeiert werden. Es kam einer Revanche für Treptow gleich. In der Gemeinde befand sich während des Zweiten Weltkriegs ein Kriegsgefangenenlager, in dem mehr als 65.000 sowjetische Soldaten unter grauenvollen Umständen zu Tode gekommen sind. Zur Siegesfeier am 9. Mai hatten Freunde aus dem Umfeld der Gruppe „Einigkeit = Verbundenheit“ eingeladen. Die Initiatorin Olga Ekkert ist seit einem gemeinsamen deutsch-russischen Sommerfest im Juli 2023 in Hannover zu einer Freundin der Initiative „Frieden mit Russland“ aus Hannover geworden. Als Ausdruck des Vertrauens und der Freundschaft wurde die Initiative zum Feiern im großen Rahmen mit der deutsch-russischen Community Norddeutschlands eingeladen und bekam sogar die Chance, in Form einer Rede inhaltlich einen Programmpunkt der Feierlichkeiten zu gestalten.
Auf der Wiese neben dem Ehrenfriedhof für die sowjetischen Kriegsgefangenen sammelten sich insgesamt 3.000 Angereiste, viele mit Pilotka-Schiffchen als Kopfbedeckung, mit russischer Trikolore, Sowjet- oder Siegesfahne und dem orange-schwarzen Georgsband geschmückt. Nach seinem Redebeitrag setzte sich der Generalkonsul der Russischen Föderation in Bonn, Vladimir V. Sedykh, an die Spitze des Unsterblichen Regiments, um einen weiß-blau-roten Blumenkranz am Mahnmal niederzulegen. Auch unser Blumengesteck aus roten Nelken mit der Aufschrift „Dank Euch, Ihr So-wjetsoldaten!“ legten wir am Fuße des Obelisken nieder.
Trotz des bedrückenden Gefühls angesichts der unvorstellbaren Zahl von Sowjetmenschen, die ihr Leben für die Befreiung vom Joch des Hitlerfaschismus gelassen haben, überwog eine immense Erleichterung, das Gedenken würdevoll gestalten zu können. Wir fühlten uns mit unserer deutsch-russischen Freundschaftsfahne und unserem tiefen Respekt vor dem Mut der ruhmreichen Befreier im Kreis der versammelten Antifaschisten sehr wohlwollend aufgenommen. Auf der Festwiese wurden zahlreiche Kulturbeiträge dargeboten, während man sich am kalten Buffet stärken, sich unterhalten und das Tanzbein schwingen konnte.
Der Redebeitrag der Initiative Frieden mit Russland ist unter frieden-mit-russland.com in Video- und Textform zu finden. Zentrale Aussage ist ein Zitat des Obersten Befehlshabers der Roten Armee aus seinem Befehl vom Februar 1942, worin er ausführt, dass die Rote Armee weder das Ziel hat, das deutsche Volk auszurotten, noch den deutschen Staat zu vernichten, um dann zu betonen: „Es wäre lächerlich, die Hitlerclique mit dem deutschen Volk, mit dem deutschen Staat gleichzusetzen. Die Erfahrungen der Geschichte besagen, dass die Hitler kommen und gehen, aber das deutsche Volk, der deutsche Staat bleibt …“
Angesichts der neuerlichen Versuche, uns von den Kriegsprofiteuren in USA und EU wieder zu einem Angriff auf unseren großen Nachbarn im Osten zwingen zu lassen, konnte unsere Rede durchaus als Appell verstanden werden, dringend über die Lehren des furchtbaren letzten Beute- und Vernichtungszuges gen Osten nachzudenken. Die Geschichte zeigt: Frieden in Europa ist dauerhaft nur mit und nicht gegen Russland zu erreichen! In diesem Sinne gilt unser ewiger Dank den ruhmreichen Befreiern – und den heutigen deutsch-russischen Rettern der ehrlichen, antifaschistischen Gedenkkultur, dass wir ihn in diesen Zeiten gemeinsam feiern können! Auf dass wir den nächsten Tag des Sieges wieder unter einem friedlichen Himmel in Völkerfreundschaft begehen können!