Das Magazin „Sezession“

Rechtsextrem und intellektuell?

Von Markus Bernhardt

rechtsextrem und intellektuell - Rechtsextrem und intellektuell? - Aus dem rechten Blätterwald, Sezession, Vermischtes - Die letzte Seite

Der breiten Öffentlichkeit nur begrenzt bekannt, dafür nicht weniger gefährlich ist das vom „Institut für Staatspolitik“ (IfS) herausgegebene Theorieorgan „Sezession“. Das Magazin, welches sechs mal im Jahr erscheint und eigenen Angaben zufolge über 3000 Abonnenten verfügt, übt eine Scharnierfunktion zwischen den unterschiedlichen rechten Spektren aus. Das IfS selbst hat sich der „neurechten Bildungsarbeit“ verschrieben und wurde im Mai 2000 von Götz Kubitschek gegründet, der als einer der intellektuellen Vordenker der sogenannten Neuen Rechten gilt und über gute Verbindungen in die AfD, die extrem rechte „Identitäre Bewegung“, in Burschenschaften, zu Pegida und andere rechte Zusammenschlüsse verfügt. Das IfS gilt als einflussreiche Kaderschmiede, die sich der rechten Elitenförderung verschrieben hat und als die Schnittstelle zwischen Nationalkonservativen und der extremen Rechten wahrgenommen wird. Gleiches gilt für die „Sezession“. „Vieles, was an der AfD und an anderen Widerstandsprojekten grundsätzlich, kompromisslos, nicht verhandelbar und angriffslustig wirkt und ist, wurde in unserer Zeitschrift vorausgedacht, ausformuliert und in die Debatte erst eingespeist“, heißt es – wohl keineswegs zu Unrecht – auf der Internetseite des Magazins. Dort wird die „Sezession“ auch als „die bedeutendste rechtsintellektuelle Zeitschrift in Deutschland“ beschrieben, was ebenfalls zutreffend sein dürfte. Auch bei der Frankfurter Buchmesse, die in diesem Jahr vom 11. bis zum 15. Oktober stattfindet, werden die „Sezession“ und der Antaios-Verlags vertreten sein und verschiedene Veranstaltungen durchführen. So soll dort unter anderem das Buch „Mit Linken leben“ von Martin Lichtmesz und Caroline Sommerfeld vorgestellt werden. „Wir werden von dieser linksliberalen Feuilletonmasse, von diesen Gesinnungsethikern und Lückenpresslern, vorauseilend Gehorsamen und Mainstream-Schwimmern umzingelt sein und die geistige Hilflosigkeit riechen können, wenn dort der Schweiß ausbricht“, heißt es vielsagend in der Ankündigung.

Zu den Autoren der „Sezession“ gehört unterdessen auch der ursprünglich mit Katzenkrimis bekannt gewordene Akif Pirinçci, der immer wieder durch massive Hetze gegen Linke, Muslime und Homosexuelle und die Herabwürdigung von Frauen auffiel.

Götz Kubitschek gilt hingegen als guter Netzwerker mit ausgeprägten Verbindungen in die verschiedenen nationalistischen und völkischen Milieus. In der Vergangenheit trat er öfter mit dem Ex-Linken und heutigen Chefredakteur des rechten „Compact“-Magazins, Jürgen Elsässer, auf. Aktuell ist davon auszugehen, dass Kubitscheks politischer Einfluss auf die AfD umso größer wird, umso mehr sich der extrem rechte Parteiflügel um Björn Höcke, André Poggenburg und Alexander Gauland durchsetzen wird. Dies dürfte auch einen Abo-Aufschwung für die „Sezession“ und andere Publikationen des IfS und des Antaios-Verlags mit sich bringen. Deren politischer Einfluss ist schon heute nicht so gering, wie die verhältnismäßig niedrige Auflage der „Sezession“ vermuten lässt.

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"Rechtsextrem und intellektuell?", UZ vom 8. September 2017



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