Gegen „Zentrum“ bei Daimler-Betriebsversammlung

Rechte kriegen Druck

Von Chou

Bei der Betriebsversammlung von Daimler Untertürkheim haben die Kolleginnen und Kollegen die Betriebsräte des rechten „Zentrum Automobil“ ausgepfiffen. In der Diskussion bezogen IG-Metall-Mitglieder Stellung gegen die Spalter von „Zentrum“ und verwiesen auf deren Verbindungen zu faschistischen Gruppen.

Als die „Zentrum“-Betriebsräte Oliver Hilburger und Christian Schickart bei der Versammlung am 22. März sprachen, kamen Vertrauensleute und Betriebsräte mit einem Transparent und T-Shirts mit dem Text „Kein Platz für Nazis“ auf die Bühne und blieben während der Reden dort stehen. Hilburger ist Chef und Gründer des „Zentrum Automobil“, Schickart sein Stellvertreter. Hilburger war 20 Jahre in der Rechtsrock-Band „Noie Werte“ aktiv, die NSU-Terroristen hatten ihre Bekennervideos mit Musik dieser Band unterlegt. Während der Reden protestierten die Kollegen mit Pfiffen und Zwischenrufen gegen die Rechten. Kollegen berichten, dass damit zum ersten Mal auch die Belegschaft von Daimler Untertürkheim sich klar gegen die Rechten positionierte.

Das „Zentrum“ hatte vor der Betriebsratswahl verkündet, es wolle die Macht der IG Metall brechen. Bei der Betriebsversammlung betonte der Betriebsratsvorsitzende Wolfgang Nieke, dass dies dem „Zentrum“ nicht gelungen sei, weil die Wähler anders handelten. Bei den Wahlen hatte die IG Metall um drei Mandate zugelegt. Waren in der letzten Amtsperiode noch elf Betriebsräte anderer Listen vertreten, sind es in dieser nur noch zehn.

Auf der Versammlung wurde der Bericht von „Report Mainz“ vom 30. Januar 2018 „Neue Gewerkschaftsfront: Rechte wollen Macht in Betriebsräten ausbauen“ gezeigt. Dort wird die Vergangenheit der rechtsradikalen Betriebsräte aufgezeigt, ihre Verstrickungen ins neofaschistische Umfeld und ihre rechten Positionen. Wolfgang Nieke verwies nach dem Film auf die Erklärung des Betriebsrates vom 20. Februar (siehe UZ vom 2. März), dass rechtsradikale Umtriebe im Werk nicht zugelassen werden, und bekam dafür großen Beifall.

Mehrere Redner sprachen auch in der Diskussion zu diesem Thema. Ein Vertrauensmann erinnerte an die Verbrechen des Hitlerfaschismus und betonte, dass er so etwas nie wieder wolle. Ein anderer berichtete von einem Video im Internet, das „Zentrum“-Betriebsräte verbotenerweise im Betriebsratstrakt gedreht hatten. Er fragte die Geschäftsleitung, ob dies genehmigt war. Wenn nicht, forderte er von der Geschäftsleitung, dass sie die entsprechenden Konsequenzen ziehen sollen. Einige Kollegen aus dem Wahlvorstand empörten sich über die Vorwürfe der „Zentrum“-Betriebsräte, es hätte Wahlbetrug gegeben, und wiesen dies entschieden zurück. Der Gewerkschaftssekretär berichtete ausführlich über die „Wochen gegen Rassismus“, nahm die Feindbilder der Rassisten auseinander und stellte dem die Werte von Freiheit, Gleichheit, Gerechtigkeit, Solidarität und Vielfalt entgegen.

Im Gespräch mit UZ zogen Kolleginnen und Kollegen folgendes Fazit aus der Betriebsversammlung: „Die haben mal so richtig eins auf die Schnauze bekommen. Der Widerstand wächst und das ist gut so.“

Dieser Artikel ist für Sie kostenlos. Kritischer Journalismus braucht allerdings Unterstützung, um dauerhaft existieren zu können. Daher freuen wir uns, wenn Sie sich für ein Abonnement der UZ (als gedruckte Wochenzeitung und/oder in digitaler Vollversion) entscheiden. Sie können die UZ vorher 6 Wochen lang kostenlos und unverbindlich testen.

✘ Leserbrief schreiben

An die UZ-Redaktion (leserbriefe (at) unsere-zeit.de)

"Rechte kriegen Druck", UZ vom 29. März 2018



    Bitte beweise, dass du kein Spambot bist und wähle das Symbol Stern.



    UZ Probe-Abo [6 Wochen Gratis]
    Unsere Zeit