Realpolitik statt Romantik

Der CDU-Krawallmacher vom Dienst, Roderich Kiesewetter, beschönigend Außenpolitiker genannt, hat in dieser Woche das neue Marschziel für die Bundeswehr ausgegeben:

In den Nahen Osten soll es gehen, zur Verteidigung der deutschen Staatsräson und Israels. Die Bundesregierung habe gefälligst militärische Hilfe anzubieten „angesichts der drohenden iranischen Attacke“. Dass die erfolgen wird, weil Israel in Teheran den obersten Diplomaten der Hamas gekillt hat – für Kiesewetter kein Thema.

Viel zu schön sind ihm die Phantasien von der Bundeswehr im Einsatz bei der „Betankung von Kampfjets befreundeter Nationen“ oder am besten gleich der „Einsatz von eigenen Eurofightern der Bundeswehr“. Er fordert dabei, dass – wenn Israels Sicherheit wirklich deutsche Staatsräson sei – „die Bundesregierung, insbesondere das Bundeskanzleramt, endlich Realpolitik betreiben“ solle statt „weiter romantische Hoffnung zu pflegen“.

Bevor er seine ebenso albern anmutenden wie real gefährlichen Pläne via „Spiegel online“ in die Welt posaunt hat, hätte sich Kiesewetter mal lieber mit seinen ehemaligen Kollegen beraten. ­Ralph Thiele zum Beispiel, wie Kiesewetter Oberst a. D. und als Vorsitzender der „Politisch-Militärischen Gesellschaft e. V.“ und Präsident von „EuroDefense (Deutschland) e. V.“ sicherlich nicht der Deeskalation oder gar des Fortschritts verdächtig, nennt Kiesewetters Vorschlag „weder sinnvoll noch denkbar“.

Mittel- bis langfristig sei ein Einsatz der Bundeswehr an der Seite Israels natürlich durchaus vorstellbar und erstrebenswert. Im Moment aber seien „deutsche Streitkräfte, die in die Region kämen, und sei es auch übrigens nur zur Evakuierung … störend und unter Umständen auch Gegenstand von Angriffen“ – auch von „freundlichen Angriffen“. Man muss schließlich vorher üben, damit man sich nicht gegenseitig abknallt.

Thiele nennt im Gegensatz zu Kiesewetter das Kind auch beim Namen: „Jeder Kriegseintritt … Deutschlands wird in der Region natürlich auch skeptisch verfolgt und gesehen.“

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"Realpolitik statt Romantik", UZ vom 9. August 2024



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