Reale Angriffe – Gefühlte Bedrohung

Am 1. Oktober griffen Truppen der Ansarollah (Huthi) bzw. der mit ihnen verbündeten jemenitischen Armee ein Schiff der Arabischen Emirate an. Das Schiff war Teil des Militärbündnisses Saudi-Arabiens und war mit unbekanntem Auftrag unterwegs. Es wurde schwer beschädigt, mit Sicherheit gab es Opfer unter den Besatzungsmitgliedern.

Schon eine Woche später, am 8. Oktober, eskalierte Saudi-Arabien: ein Luftangriff auf eine Beerdigung tötete mehr als 150 Menschen, über 400 wurden verletzt. Soweit die bekannten Tatsachen.

Am folgenden Tag meldete die US-Marine einen Angriff auf eines ihrer Schiffe, zwei Flugkörper hätten die Mason bedroht. Ansarollah bestritt einen Angriff.

Vier Tage darauf meldete die US-Marine einen weiteren Angriff und damit waren Fakten endgültig unter dem Nebel der Propaganda verborgen.

Der Sprecher des Pentagon sprach davon, die Mannschaft der Mason hätte sich „bedroht gefühlt“. Ob es wirklich einen Angriff gab und von wem er ausging wissen nur die beteiligten Militärs bzw. Geheimdienste.

Die „gefühlte Bedrohung“ lenkte von den realen Angriffen Saudi-Arabiens ab. Den USA gab es die Möglichkeit, direkt in den Krieg einzugreifen. Und es gab erneut die Gelegenheit, von der „Freiheit der Seefahrt“ zu reden, einem Propagandabegriff, mit dem Aktivitäten der US-Marine vom Roten Meer bis zum Südchinesischen Meer gerechtfertigt werden sollen.

Mittlerweile berichtet das Pentagon von einem erneuten Angriff auf die Mason am 16. Oktober.

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"Reale Angriffe – Gefühlte Bedrohung", UZ vom 21. Oktober 2016



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