Seit Monaten muss die Hausgemeinschaft in der Mauerstraße 32 im Düsseldorfer Stadtteil Golzheim um ihre Wohnungen bangen. Ende April erhielten die Bewohnerinnen und Bewohner ein Kündigungsschreiben der DUS Invest Gruppe, hinter der die Immobilien GmbH PrivatCapital steht. Zwei Haushalte sollen bis zum 31. Juli ausziehen. Die weiteren Mieterinnen und Mieter hatten zunächst eine Frist zum 31. Januar 2025. Nach Protesten wurde sie bis Juni 2025 verlängert.
Die Nachbarschaft in der Mauerstraße 32 in Düsseldorf-Golzheim besteht über Jahrzehnte und ist von gegenseitiger Unterstützung geprägt. Betroffen sind insgesamt zehn Haushalte, darunter viele langjährige Mieterinnen und Mieter und auch mehrere Härtefälle. Seit 42 Jahren wohnt eine Rentnerin (78) mit geringem Einkommen in dem Haus, seit 25 Jahren eine Familie mit türkischem Migrationshintergrund und seit 15 Jahren eine alleinerziehende Mutter mit einem pflegebedürftigen Kind mit geistiger Behinderung. DUS Invest möchte das Haus nun einfach abreißen. Der Investor begründet das unverhohlen damit, dass er mit einem Neubau mehr Geld verdienen könne. Die vergleichsweise günstigen Mieten sind für ihn ein Renditehindernis.
Abfindungen oder Schadensersatz wurden den Mieterinnen und Mietern für einen Auszug nicht angeboten. Stattdessen behauptet DUS Invest, das Haus sei nach einer „gutachterlichen Feststellung“ nur noch 15 Jahre bewohnbar. Dem widerspricht nicht nur die Hausgemeinschaft, sondern auch das „Bündnis für bezahlbaren Wohnraum Düsseldorf“. Die Behauptung sei absolut nicht nachvollziehbar und auch das Gutachten habe außer dem Investor bisher niemand zu Gesicht bekommen, erklärte Johannes Dörrenbächer vom Bündnis im Gespräch mit UZ.
In dem Haus müssten zwar einzelne handwerkliche Arbeiten vorgenommen werden, grundsätzlich sei die Mauerstraße 32 jedoch in einem passablen Zustand und von den Mieterinnen und Mietern über viele Jahre liebevoll gepflegt worden. Auch größere Investitionen für eine Heizungsanlage und einen Fahrstuhl seien von dem Vorbesitzer erst vor wenigen Jahren vorgenommen worden. Angesichts der immensen Baukosten und Zinsen sei sehr fraglich, so Dörrenbächer, ob das Haus wirklich abgerissen werden soll oder ob es nur darum gehe, die Mieterinnen und Mieter loszuwerden.
Die Betroffenen wollen sich mit den Plänen des Investors nicht zufriedengeben. Mit Schildern in den Fenstern, auf denen „Unser Haus wird nicht abgerissen!“ oder „Bezahlbaren Wohnraum erhalten!“ steht, machen sie auf ihre Situation aufmerksam. Leider hat die Stadtverwaltung bisher keine Schritte unternommen, um im Sinne der Mieterinnen und Mieter einzugreifen. Im Gegenteil, der Investor hat vom Wohnungsamt bereits eine Genehmigung für den Abriss erhalten. „Dass die Stadt eine solche Genehmigung in einem extrem von Gentrifizierung betroffenen Stadtteil zulässt, ist schockierend. Mieterinnen und Mieter werden in Düsseldorf einfach im Stich gelassen. Renditehungrige Investoren können weiterhin ihr Unwesen treiben. Wer stoppt endlich diesen Wahnsinn?“, kritisiert Dörrenbächer.
Als nächsten Schritt ihres Kampfes um ihre Wohnungen haben die Bewohnerinnen und Bewohner alle Ratsfraktionen außer der AfD zu Gesprächen eingeladen, um ihre Situation zu verdeutlichen. Sie hoffen, dass sich Teile der lokalen Politik für sie einsetzen. Am Ende werden in diesem Fall wohl Gutachten und Gerichte entscheiden. Doch auch die kritische Öffentlichkeit sollte nicht unterschätzt werden. Bis dahin leben die Mieterinnen und Mieter mit der ständigen Sorge, nicht nur ihre Wohnung, sondern auch ihre funktionierende Gemeinschaft zu verlieren.