Als ich die Bank vor sechs Jahren übergeben habe, erzielte sie stattliche Gewinne“, wehrte sich der jetzt 70-jährige ehemalige Vorstandsvorsitzende der Deutschen Bank (DB), Josef Ackermann, kürzlich gegen Vorwürfe des amtierenden Chefvolkswirts des Instituts, David Folkerts-Landau, der im „Handelsblatt“ am 22. Mai verkündet hatte: „Die harte Wahrheit ist, dass fundamentale, strategische Entscheidungen des Managements und des Aufsichtsrates in der Zeit von Mitte der Neunzigerjahre bis 2012 die Bank in diese Lage gebracht haben.“ Ackermann hatte die Bank von 2002 bis 2012 geführt. „Diese Lage“ – das ist vor allem der Rückzug der Investoren von der Bank, deren Aktienkurs von 16,80 Euro im Juni 2015 auf jetzt nur noch 10,20 Euro abgerutscht war – und das bei ansonsten stabilen Anlagemärkten.
Die Prügelei auf der Brücke des schlingernden Flaggschiffs des deutschen Finanzkapitals kommt nicht von ungefähr. Ackermann – das ist der, der 2004 dadurch bekannt wurde, dass er mit feistem Grinsen und dem Victory-Zeichen zu der Gerichtsverhandlung erschien, in der er sich wegen Untreue zu verantworten hatte – hatte wie sein Vorgänger Rolf Breuer voll auf einen Rückzug aus dem aus damaliger Sicht wenig ertragreichen Privat- und Firmenkunden-Geschäft und stattdessen massive Investitionen im Investmentgeschäft gesetzt. Ziel war es, aus dem Geschäft mit niedrigen Gewinnmargen aus- und in das mit international hohen Gewinnmargen einzusteigen und so 25 Prozent Eigenkapitalrendite zu erzielen. Der deutsche Leitwolf musste in den Folgejahren aber die Erfahrung machen, dass es noch stärkere Tiere im Rudel gab – vor allem die jenseits des Atlantiks. Statt die Gewinne zu mehren, mussten diejenigen, die Aktien des Flaggschiffs gekauft hatten, sehen, wie ihre Hoffnungen zerrannen.
Dementsprechend eisig war die Stimmung auf der Hauptversammlung der Aktionäre am 24. Mai. Dort verkündete der neue, erst seit April amtierende Vorstandsvorsitzende Christian Sewing seinen Kurs. Zwar verkündete er auch eine Reduzierung des Vorstands um ein Viertel – aber die Hauptlast tragen die vielen Mitarbeiter in den Filialen und Sachbearbeiterbereichen der Hauptverwaltung, also gewissermaßen den Maschinenräumen des Schiffs. Noch innerhalb der kommenden Monate soll die Mitarbeiterzahl von jetzt 97 500 auf „deutlich unter 90 000“ sinken, verkündete er. Besonders pikant: Gleichzeitig sollen künftig zwei Drittel der Einnahmen aus dem Privat- und dem „Transaction-Banking“ resultieren. Das sind aber genau die Bereiche, aus denen sich die Bank unter Ackermann zurückgezogen hatte, weil dort der Personalaufwand, bezogen auf die erzeugten Gewinne, nach ihrem Geschmack zu hoch gewesen war. Die von der DB geräumten Positionen bei Privat- und kleineren Gewerbekunden waren seit Mitte der Neunzigerjahre vor allem von Sparkassen und Volks- und Raiffeisenbanken besetzt worden, die sich nicht kampflos von dort wieder verdrängen lassen werden.
Rauhe Zeiten stehen also der Deutschen Bank bevor – den Betriebsräten und der Gewerkschaft ver.di ist zu wünschen, dass die bevorstehenden Sozialplanverhandlungen im Interesse derer in den Maschinenräumen robust und kampfbetont geführt werden. Denn wo der Hammer hängt, hatte Sewing vor den Couponschneidern zwischen den Zeilen verkündet: Der Stellenabbau solle „so verantwortungsbewusst und sozialverträglich wie möglich“ über die Bühne gebracht werden. „Wie möglich“!