Die Forderungen lauten:
1. Neue Wohnungsgemeinnützigkeit
Wir fordern die Einführung einer neuen Wohnungsgemeinnützigkeit als
Alternative zur renditeorientierten Wohnungswirtschaft.
2. Mietenanstieg stoppen
Wir fordern eine wirksame, flächendeckende Begrenzung des Mietenanstiegs
durch rechtlich verbindliche Mietspiegel, die das tatsächliche
Mietenniveau aller Wohnungen abbilden.
3. Keine Verdrängung durch Modernisierung
Die Umlage der Modernisierungskosten auf die Miete (§559 BGB) muss
abgeschafft werden.
4. Zwangsräumungen verhindern – Kündigungsschutz verbessern
Wir fordern einen wirksamen Kündigungs- und Räumungsschutz für
Mieter und Mieterinnen.
5. Leerstände beenden
Wir fordern, dass die Vermietung von spekulativem Leerstand erzwungen
werden kann. Instandbesetzungen müssen legalisiert werden
6. Neuausrichtung der Bodenpolitik
Wir fordern, dass der Ausverkauf öffentlicher Liegenschaften und
Wohnungsbestände gestoppt und umgekehrt wird.
7. Wohnungsunternehmen demokratisieren – Kollektive Rechte schaffen
Wir fordern kollektive MieterInnenrechte in allen Wohnungsunternehmen
und echte Mitbestimmung im öffentlichen und gemeinnützigen
Wohnungssektor
Am Freitag, dem 8. September, veranstaltete die Arbeitsgruppe „Wohnen“ des Sozialforums Nürnberg eine Protestaktion in der Innenstadt. Mit einem Sofa samt Wohnzimmertisch wurden die Passantinnen und Passanten am Hallplatz auf die geplante Privatisierung der letzten 200 städtischen Wohnungen aufmerksam gemacht. Deren Verkauf wurde im Rahmen der letzten Haushaltsverhandlungen von der SPD geführten Stadtverwaltung durchgesetzt. Damit markiert deren Privatisierung einen Meilenstein in der örtlichen Wohnungspolitik. Diese besteht schon seit Jahren darin, dass die Stadt Nürnberg Flächen aus ihrem Besitz veräußert.
So ging erst Ende letzten Jahres das gut 2000 qm große „Tafelsilber“- Gelände in Schoppershof an die Immobilienfirma Patrizia. Diese hat auf Betreiben der bayerischen Staatsregierung vor einigen Jahren die Wohnbaugenossenschaft GBW übernommen. Seitdem hat sich diese Firma als einer der bis heute berüchtigtsten Miethaie des Bundeslands offenbart.
Auch das ehemalige Quelle-Areal wurde an die Firma Sonea Sierra verkauft, obwohl deren fragwürdiges Vorgehen bereits in der Nachbarstadt Fürth für Unmut gesorgt hatte. Nun liegt das Gelände ungenutzt als Spekulationsfläche brach. Die Stadt nutzte damals nicht die Gelegenheit, dieses Gelände zu erwerben, das Raum für Wohnen, Kultur und öffentliche Einrichtungen hätte bieten können.
Wieviel Wohnfläche durch den Verkauf der 200 Wohnungen letztendlich verloren geht, ist noch nicht abzusehen. Tatsächlich wird der Stadtrat den Verkauf jeder Immobilie einzeln beschließen müssen. Die Stadtverwaltung unternimmt daher derzeit noch alles, um keine Details durchsickern zu lassen. Für die Aktivistinnen und Aktivisten des Sozialforums besteht hingegen die Chance, den Ausverkauf möglicherweise doch noch zu stoppen. Denn wird die in Nürnberg durchschnittliche Wohnungsgröße als Größengrundlage angenommen, ginge der Öffentlichkeit eine bereits nutzbare Wohnfläche von knapp 15.000 qm verloren.
Um die Zahl verständlich zu machen, zeigten die Aktivistinnen und Aktivisten, dass dies dem Zehnfachen des als Aktionsort gewählten Hallplatzes, bzw. der dreifachen Fläche des berühmten Nürnberger Hauptmarkts entspricht. Eine Wohnfläche, die nach Meinung der AG ein erster wichtiger Schritt in die Richtung eines nicht an Profit orientiertem Wohnraum sein könne. Stattdessen werden auch die letzten Optionen der kommunalen Steuerungen aus der Hand gegeben.
Viel Zuspruch, Dankbarkeit und Zustimmung gab es für die Gruppe, dass sie sich der Sache angenommen hatte, die Öffentlichkeit über diesen Missstand zu informieren und konkrete Forderungen zu stellen. Die Reaktion der Menschen reichte aber auch von Verbitterung bis hin zu Entsetzen, dass ausgerechnet die Sozialdemokraten die Privatisierung zu verantworten haben.