Pro Monat 140 Euro mehr für alle Beschäftigten und 100 Euro für alle Azubis bei einer Laufzeit von 12 Monaten – das ist die Forderung für die Köchinnen und Köche, Hotelfachleute, Restaurantfachleute und Gastro-Beschäftigten für das Hotel- und Gaststättengewerbe in Baden-Württemberg. Dort arbeiten 127 039 sozialversicherungspflichtig Beschäftigte sowie 141 776 geringfügig Beschäftigte.
Der Durchschnittslohn bei Dienstleistungen beträgt 4 145 Euro im Monat, im Gastgewerbe ist er nicht einmal halb so hoch. Gerade mal 2 100 Euro werden hier durchschnittlich verdient. Der Arbeitgeberverband DEHOGA hat in der ersten Verhandlungsrunde gerade einmal 1,7 Prozent angeboten, nicht etwa für 12, sondern für 18 Monate. Statt ein verhandlungsfähiges Angebot vorzulegen, fordert DEHOGA eine Erhöhung der Arbeitszeit auf 12 bis 13 Stunden pro Tag an bis zu sechs Tagen in der Woche.
Umso wichtiger war der Protest am 5. Februar auf der Messepiazza in Leinfelden-Echterdingen (Messe Stuttgart) bei der größten Gastronomiemesse INTERGASTRA, eine der wichtigsten internationalen Fachmessen in Europa. Bei klirrender Kälte und eisigem Wind protestierten ca. 100 Gastro-Beschäftigten gegen das miese Angebot von DEHOGA und skandierten immer wieder lautstark: „140 mehr sind fair!“
Auch die Menükarte, die die Kolleginnen und Kollegen an die Messebesucher verteilten, hatte klare Aussagen. Unter dem Menü: „Auf besondere Empfehlung des DEHOGA – Spar Flambé 2018“ gab es als Hauptgericht „Ein Diät-Traum … mit einem mageren Filet von 1,7 Prozent Lohnerhöhung auf 18 Monate Laufzeit, welches das Einstiegsgehalt von Fachkräften mit abgeschlossener Berufsausbildung um schlanke 22,83 Euro erhöht.“ Als Dessert gab es: „ein saftiger Fachkräftemangel auf den Punkt gegart und durch massive Lohnzurückhaltung und schlechte Arbeitsbedingungen abgeschreckt.“ Und als Digestif (Verdauungsschnaps) noch „Eine kräftige DEHOGA-Forderung nach legalen 13 Stunden Höchstarbeitszeit begleitet von saftiger Lobbyarbeit in CDU und FDP.“ Aber es gab natürlich auch noch ein zweites Menü zur Auswahl – das der Gewerkschaft NGG. Da bestand das Hauptgericht aus „Faire Bezahlung und damit 140 Euro mehr für alle Beschäftigten und 100 Euro mehr für alle Auszubildenden“. Und als Dessert „Mehr frische Kolleginnen und Kollegen, angelockt durch gute Arbeitsbedingungen anstelle von Personalmangel, ausgebrannten Fachkräften und Leiharbeit.“ Das Digestif: „Schutz vor Altersarmut angerichtet mit einer stetigen Steigerung des Lohnniveaus …“
Der DGB-Landesvorsitzende Martin Kunzmann verurteilte die Angriffe auf das Arbeitszeitgesetz scharf, etwa dass die Ruhezeit von elf Stunden abgeschafft werden solle. Er griff die Landesregierung an, dass sie für solche Forderungen auch noch Verständnis zeige. Er forderte außer besserer Bezahlung auch bessere Arbeitsbedingungen: „Hierzu gehört der Schutz der Beschäftigten vor Ausbeutung und überlangen, gesetzeswidrigen Arbeitszeiten. Verstöße gegen das Arbeitszeitgesetz müssen konsequent geahndet werden.