Prostitution II

Von Brigitte Kabbeck und Sabine Albrecht, Leun

Nachdem der Gesetzentwurf zur Prostitution in die Öffentlichkeit gelangt ist, wird das Thema Prostitution wieder mal heftigst diskutiert. Was habe aber ich als Kommunistin zu diesem Thema zu sagen? Wohlgemerkt zur Prostitution und nicht zu Menschenhandel und Zwangsprostitution.

Einmal z. B., dass mich die bürgerliche Moral nicht interessiert und ich somit keine Vorbehalte gegenüber Frauen habe, die ihr Geld als Prostituierte verdienen. Im Gegensatz zum gesellschaftlich geachteten Modell der Ehefrau haben sie zumindest die Freiheit, den Männern die sie bedienen nicht noch den Haushalt machen zu müssen. Sie müssen sie schlichtweg nicht dauerhaft ertragen. Ja ich weiß, nicht jede Partnerschaft sieht so aus, aber es geht nicht um Individualismus, sondern um die Gesellschaft an sich und die immer noch herrschende Realität der monogame Einzelehe, die mit dem System des Kapitalismus eng verknüpft ist. Zu dieser Form des Zusammenlebens sagte schon Friedrich Engels, sie sei auf der offenen oder verdeckten Haussklaverei der Frau aufgebaut. Die Haushaltsführung wurde zu einem bestimmten Zeitpunkt der Entwicklung zum „Privatdienst“ der Frau. Aus „Liebe“ kochen, putzen und sich prostituieren ist hoch angesehen. Nur wo die Verhältnisse klar und unverschleiert da stehen wie bei der gewerblichen Prostitution, werden sie als unmoralisch abgetan. Sie als Arbeit anzuerkennen bedroht die kostenlose Ausbeutung der übrigen Frauen, deren Arbeit dazu dient, die Arbeitskraft der Männer zu erhalten, ohne dass dies vom Kapitalisten bezahlt werden muss.

Jetzt hat die Regierung also den Gesetzentwurf „zum Schutz“ der Prostituierten auf den Weg gebracht. Es lohnt sich, diesen genauer anzusehen, denn er bedeutet die gänzliche Durchkapitalisierung der Prostitution. Nicht die Frauen sind die wahren Nutznießer, sondern die Betreiber von sog. Großbordelle. Durch erhebliche bürokratische Auflagen, die große Häuser genau so behandeln wie die kleine Privatwohnung, die sich zwei oder drei Frauen gemietet haben, werden die Frauen mehr und mehr entweder in Großbetriebe getrieben oder in die Illegalität abgedrängt, was sie noch schutzloser macht.

Wir wissen, erst wenn die Ausbeutungsverhältnisse abgeschafft sind, ist ein menschenwürdiges Leben aller möglich. Im Kapitalismus wird eben alles zur Ware, auch die Sexualorgane der Frau. Aber wenn sie Selbstbestimmung darüber behalten will, schlägt der Repressionsapparat zu. Die geplanten Gesetze streben die Totalüberwachung dieser Frauen an, liefern sie Polizei- und Behördenwillkür durch die geplante Meldepflicht und Zwangsuntersuchung aus. Die kommunalen Anmeldebehörden sollen sogar prüfen, ob die anmeldende Frau eine „über die zum eigenen Schutz erforderliche Einsicht verfügt“. Hier wird mit dem verlogenen Argument die Frau zu schützen die Totalkontrolle und Entmündigung vorgesehen. Sie sollen noch nicht mal frei darüber entscheiden dürfen wo sie arbeiten, an jedem Ort müssen sie sich behördlich anmelden. Jedes Überschreiten dieser Grenzen wird sie Verfolgung und Bestrafung aussetzen. Dazu kommt, eine Anmeldung macht selbst gelegentliche Prostitution aktenkundig was viele zum eigenen und zum Schutz ihrer Kinder vermeiden wollen. Anonymität wird nicht mehr gewährleistet.

Zum Schluss noch mal die Frage an meine lieben Genossen. Warum eigentlich ist für sie Prostitution kein Thema. Wenn sie mit der Menschenwürde argumentieren, warum setzen sie nicht da an, wo sie als Männer anzusetzen haben – bei sich und ihren Geschlechtsgenossen nämlich. Hier ist doch der Punkt auf den es ankommt. Männer halten das Geschäft doch aufrecht. Sie sind es, die sich andere Menschen kaufen und das für normal halten und gleichzeitig mit Fingern auf die Frauen zeigen und sie verachten. Schon Friedrich Engels sagte: „Die Prostitution demoralisiert vor allem die Männer.“ Hier ist anzusetzen und nicht bei der Frage ob Prostitution erlaubt oder verboten werden soll. Sie ist eine Tatsache in diesem System. Genau wie die entfremdete Arbeit. Sie aufheben und das System nicht angreifen zu wollen, das Gedankenkunststück bekommen doch nur Sozialdemokraten und andere Idealisten hin. Nicht anders ist es mit der Prostitution. Nur die Aufhebung der Unterdrückung der Frau in einer sozialistischen Gesellschaft kann die Prostitution beseitigen.

Zwangsprostitution dagegen ist Zwangsarbeit. Hier werden diejenigen die dazu gezwungen werden um ihre Freiheit und ihren Lohn gebracht und das natürlich mit kriminellen Methoden.

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"Prostitution II", UZ vom 11. September 2015



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