Die Beschäftigten des Elektroautobauers Tesla in der „Gigafactory“ Berlin-Brandenburg in Grünheide haben einen neuen Betriebsrat gewählt. Mit 39,4 Prozent der Stimmen und voraussichtlich 16 von 39 Sitzen wird die IG Metall-Liste die stärkste Gruppe im künftigen Betriebsrat.
„Ihr habt in der kurzen Zeit einen fantastischen Wahlkampf mit einem klaren und überzeugenden Programm für bessere Arbeitsbedingungen bei Tesla geführt. Meine herzlichen Glückwünsche zu Eurem tollen Wahlerfolg!“, erklärte Dirk Schulze, IG-Metall-Bezirksleiter Berlin-Brandenburg-Sachsen. „Und herzlichen Dank an alle Wählerinnen und Wähler, die der IG Metall das Vertrauen und die Stimme gegeben haben.“ Insgesamt traten neun Listen mit 234 Kandidatinnen und Kandidaten zur Wahl an.
Auf der Liste 2 IG Metall – Tesla Workers GFBB haben sich 106 Kandidatinnen und Kandidaten zusammengeschlossen. Sie wollen bessere, gesündere Arbeit bei Tesla und mehr Planbarkeit für die Beschäftigten. Die IG Metall hatte die Arbeitsbedingungen bei Tesla bereits wiederholt kritisiert. Medien berichteten über auffällig viele Arbeitsunfälle.
„Die aktuellen Produktionsbedingungen sind unzumutbar“, kritisiert eine Betriebsratskandidatin. „Und deshalb brauchen wir längere Taktzeiten. Wir brauchen angemessene Bandpausen. Und zusätzlich muss die Unterbesetzung aufhören.“
„Viele Kollegen sagen: Ich kann nicht mehr“, meint einer der Kandidaten. Ihm geht es ähnlich. „Ich bin vor drei Jahren zur Gigafactory gekommen. Ich hatte Bock. Ich hatte richtig Lust, etwas zu verändern. Nach drei Jahren bin ich erschöpft.“
Laut Medienberichten hat das Tesla-Management durch verschiedene Aktionen die Beschäftigten im Vorfeld der Betriebsratswahl beeinflusst. Konzernchef Elon Musk persönlich habe zudem in einer Rede vor der Belegschaft in Grünheide vor Tarifverträgen gewarnt – und vor einer „externen Instanz, deren Interessen vielleicht nicht mit denen von Tesla übereinstimmen“, ohne dabei die IG Metall zu nennen. Auch das „Handelsblatt“, dem ein Mitschnitt von Musks Rede vorliegt, hatte darüber berichtet. Zudem habe die bisherige Betriebsratsvorsitzende auf offener Bühne gegen die IG Metall gewettert.
Dennoch hat die IG Metall-Liste nun die meisten Stimmen geholt.
Die vorgezogene Neuwahl des Betriebsrats bei Tesla in Grünheide bereits nach zwei Jahren wurde gesetzlich notwendig, da sich die Zahl der Beschäftigten deutlich auf rund 12.500 erhöht hat.
Wie schon bei der ersten Betriebsratswahl vor zwei Jahren – noch vor der Werkseröffnung – kritisierte die IG Metall den erneut frühen Wahlzeitpunkt und den unnötig hohen Zeitdruck. Die Produktion stand in den letzten Wochen wiederholt still, da zunächst Teile fehlten und dann ein Anschlag auf einen Strommast die Stromversorgung lahmlegte. Dadurch waren Produktionsbeschäftigte selten im Werk, wodurch sie bei der Betriebsratswahl benachteiligt werden. Arbeitsgerichte haben schwerwiegende Verstöße des Wahlvorstands bei Tesla festgestellt. Dennoch fand die Betriebsratswahl wie geplant statt.