Herbert Becker hat – auch in der Reihenfolge – die Gewichtung von Kultur in Berlin-Brandenburg richtig beschrieben. Zuerst kommt Preußens Glanz mit dem Wiederaufbau des Berliner Schlosses anstelle des früheren Palastes der Republik und mit dem harmlos klingenden Namen „Humboldt-Forum“ versehen. Sodann folgt auf dem Fuße Preußen‘s Gloria mit dem geplanten Wiederaufbau der Garnisonskirche in Potsdam. Diese Kirche hat ja mit der Vermählung von scheinbar untergegangenem Adel und aufstrebendem Bürgertum in Tuchfühlung mit dem Großkapital und vertreten durch die Nazi-Partei wahrlich Geschichte prägt wie wenig anderes in Brandenburg.
Zum Schluss wird dem interessierten Theater-Volk die Berliner Volksbühne weggenommen, die Riesenleuchtschrift OST auf dem Dach vorab als Signal demontiert und die traditionsreiche Arbeiterbühne im Osten Berlins zu einer Art Las Vegas-Spielstätte mit Revue-Shows für Touristen und Banker umfunktioniert. Eines stimmt allerdings nicht im Artikel: Der neue Leiter der Volksbühne, Herr Dercon aus Belgien, seines Zeichens gelernter Museumsdirektor, wird von Kultursensator Lederer weiterhin abgelehnt. Zuletzt hat er dies bei der Verabschiedung von Frank Castorf öffentlich bestärkt.