Pressefest in Berlin! Ja nee, is’ klar. Das haben sich die Genossinnen und Genossen aus der Hauptstadt ja schick ausgedacht. Auch mal ne’ kurze Anreise, wa? Und dafür muss nun das ganze Material aus Essen 500 Kilometer anreisen. Toll. Und ich erst! Bisher hieß es aufs Rad, vier Kilometer genüsslich rollen, zack war ich im Wischlinger Park hier in Dortmund. Und nun? Soll ich bereits das zweite Mal in diesem Jahr in diesen Moloch aus Yuppies und Punx, Dealern und Touristen, Lärm und Gestank fahren? Wieder in der Kreuzberger Frauen-WG auf dem Sofa im Durchgangszimmer schlafen? Morgens Kaffee kochen auf einem wackeligen Gasherd? An der WG-Toilette anstehen? Wisst ihr nicht, wie alt ich bin?!
Und das alles wegen dem bisschen, was da geboten wird: Banda Bassotti, okay. Attila the Stockbroker, okay. Microphone Mafia, ja gut, Compania Bataclan, Erich Schaffner, Eisbrenner, Trio Scho auch, Calum Baird und so … JA, OKAY!
Gut, Genossinnen und Genossen trifft man dort. Diskutiert und lacht und tanzt womöglich. Die Casa Cuba mit ihrem Mojito ist auch nicht zu missachten. Konzert für Esther Bejarano klingt ja auch gut. Hat sie allemal verdient, die Ehrung. Gibt’s nen Büchermarkt? Meinen Lieblingsstand mit dem Espresso und dem Wodka? Die furchtbar gefährlich leckeren, heißen Käsetaschen, Empathietas oder wie die heißen? Arbeiterlieder singen mit Achim Bigus? Echt? Is ja krass!
Hmm, vielleicht fahre ich ja doch. Bringe die letzten 47 Exemplare meines Büchleins mit, signiere dann nicht vor Ort, weil ich ja nicht schreiben kann, und verschwinde geschwind in der Menge, bevor mich noch jemand erkennt. Oder ich setze mich mit Sonnenbrille ins Babylon und schaue „Orpheus in der Unterwelt“ von Peter Hacks, läuft ja auch noch. Auch wenn ich sicher nicht ein My verstehen werde, bei Theater blockiert mein IQ immer. Aber Berlin selber versteh ich ja auch nicht, dann passt das wieder. Also schön, okay, okay, ich überleg’s mir halt.
Ach, wisst ihr was, sch** drauf, ich fahre, Juchu!
(* Ham’se natürlich nich. Nur ein blöder Witz von Karl)