Beim Bemühen, Covid-19 zu bewältigen, sind Pleiten, Pech und Pannen nicht ausgeschlossen. Laut dem Robert-Koch-Institut (RKI) kommen 12 Prozent der Corona-Infizierten aus Medizin und Pflege (Stand: Juli 2020). Das ist keine Überraschung. Bei über 160.000 fehlenden Arbeitskräften in den Krankenhäusern kippte Gesundheitsminister Jens Spahn (CDU) zu Beginn der Corona-Pandemie die Personaluntergrenzen im Pflegedienst. Angesichts absehbarer Versorgungsengpässe empfahl der RKI-Präsident Lothar Wieler: „Medizinisches Personal muss künftig nach engem ungeschütztem Kontakt zu Covid-19-Erkrankten nicht mehr so lange in Quarantäne und darf bei dringendem Bedarf in Klinik oder Praxis arbeiten, solange keine Symptome auftreten.“ Die Quarantäne für Beschäftigte im Gesundheitswesen wurde auf sieben Tage verkürzt, das Ansteckungsrisiko um über 100 Prozent erhöht.
Die Situation verschlimmerte sich, als 44.000 Reiserückkehrer, die sich an bayrischen Autobahnen Mitte August testen ließen, ihre Testergebnisse durch eine Übermittlungspanne erst zwei Tage zu spät erfuhren. Darunter waren 949 Infizierte, die weitere Personen anstecken konnten. Weitere 10.000 folgten am 3. September am Flughafen Nürnberg, darunter über 900 Infizierte.
Gleichzeitig drohen den Labors die begrenzt haltbaren Reagenzien auszugehen wegen der vielen „ungezielten“ Tests. In fast 200 Laboren können pro Woche über 1,2 Millionen Sars-CoV-2-Tests durchgeführt werden, fast 200.000 je Arbeitstag – Tendenz steigend. Seit Anfang August können sich Reiserückkehrer aus den über 140 Ländern, die zu Risikogebieten erklärt worden sind, innerhalb von 72 Stunden noch bis Ende der Sommerferien kostenlos testen lassen, müssen aber 14 Tage in Quarantäne ausharren.
Covid-19 beginnt wie ein grippaler Infekt mit Schnupfen, Husten, Fieber, Geschmacks- und Geruchsstörungen, aber schon zwei bis sechs Tage vor den ersten Symptomen und vor allem einen Tag vor Ausbruch können bis zu vier Mitmenschen angesteckt sein, die mit 55- bis 80-prozentiger Wahrscheinlichkeit ebenfalls krank werden. Wie schwer der Krankheitsverlauf des Einzelnen wird, ob er oder sie im Krankenhaus, auf der Intensivstation oder im Sarg landet oder ob die Krankheit milde bis symptomlos verläuft, ist schwer abschätzbar.
Es gibt drei Testmethoden – die nicht gleich aussagekräftig sind:
Mit der Polymerasekettenreaktion (PCR) können ab dem fünften Tag der Infektion kleinste Bestandteile von Viruserbsubstanz (DNA) vervielfältigt und nachgewiesen werden. Einen direkten Virusnachweis erhält man innerhalb weniger Stunden. Bei extrem wenig Virusmaterial kann der Test – selten – falsch, also negativ ausfallen.
Mit dem Antikörpertest kann die Infektion indirekt erst gegen Ende der zweiten Erkrankungswoche nachgewiesen werden, da die Antikörper erst dann im Immunsystem gebildet worden sind. 20 Prozent dieser Tests sind laut RKI falsch positiv. Das heißt, jeder fünfte Test zeigt eine nicht existente Erkrankung an. Ähnlich verhält es sich mit den Schnelltests, die auf dem Nachweis von Antigenen und Viruseiweißen beruhen.
Die letzten beiden Tests empfiehlt die WHO eher für Forschungszwecke. Den Herstellerfirmen, großen Pharmakonzernen wie Roche und Abbott, kommt das nicht gelegen – zahlen doch die Krankenkassen und Selbstzahler über 100 Euro für jeden Test, der laut „businessinsider.de“ für 2,50 Euro produziert wird.