Betr.: „Schwimmbäder werden geschlossen“, UZ vom 4.11.

Pleite und ohne Bad

Von Dieter Bauke, Gera

Auch in Gera geschehen seltsame Dinge. 1920 wurde das Waldklinikum als städtisches Krankenhaus eröffnet, so hatten die Geraer eine damals hochmoderne medizinische Betreuung. Am 20. Juli 1924 wurde das Geraer Sommerbad eingeweiht. Zu besten Sommerzeiten erholten sich hier täglich 5 000 Menschen im Wasser und auf den großzügig angelegten Liegewiesen. Das Badevergnügen währte 82 Jahre lang. 2005 schloss das Bad. Zur Sanierung fehlte der Stadt das Geld. Vier Mio. Euro wurden für einen wirtschaftlicher erscheinenden Neubau veranschlagt, der den Geraern versprochen wurde. Aber schon 2003 war der Verkauf des Waldklinikums Gera an die SRH Kliniken AG, Heidelberg, erfolgt. Der Zusammenhang: Die Stadt Gera brauchte Geld zur Finanzierung des Eigenanteils der BUGA-Kosten, denn die Bundesgartenschau (BUGA) 2007 wurde in Gera und Ronneburg ausgetragen. (Wegen „undichter Stellen“ wurde dies vorzeitig bekannt und so das Klinikum weit unter Wert verkauft!) Und im BUGA-Gelände lag auch das Sommerbad. 2014 ist das Bad zugeschüttet worden und ruht nun unter dem grünen Rasen des Hofwiesenparkes. Nur das Bademeisterhäuschen erinnert daran, dass man hier früher schwimmen konnte.

Viele Jahre ist das Geraer Sommerbad nun schon Geschichte. Aufgegeben wurde die Idee eines Badneubaus nie. 2011 beschloss der Geraer Stadtrat, dass die Kommune bis 2013 ein Freibad im Hofwiesenpark bauen will. 2014 ist Gera pleite, ohne Haushalt und ohne neues Bad. Weit davongeschwommen sind die Badpläne. In Gera ist ein neues Freibad aber noch nicht abgehakt. Die Stadt hält am Freibadbau im Hofwiesenpark fest, denn er ist im Sportentwicklungsplan 2009 bis 2020 enthalten und ebenso im Integrierten Stadtentwicklungskonzept ISEK 2030 für die Zeit nach 2030. Wir warten darauf. Inzwischen werden in Gera Spielplätze „zurückgebaut“, weil kein Geld für ihre Unterhaltung vorhanden ist. So schwinden immer mehr kommunale soziale Errungenschaften.

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"Pleite und ohne Bad", UZ vom 18. November 2016



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