Dramatische Drohungen prangen auf den Plakaten der FDP zur Landtagswahl in NRW: „Besser das Land wechselt die Politik als die Unternehmen das Land“, wird dem Spitzenmann Christian Lindner in den nur selten geschlossenen Mund gelegt. Beim Betrachter sollen schaurige Szenarien geweckt werden: Auf allen Weltmeeren kreuzen die Oligarchen unseres Bundeslandes, kaum mit dem Nötigsten versehene Wirtschaftsflüchtlinge, in ihren armseligen Yachten auf der Suche nach einer neuen Heimat, Trecks von Porsches, Maseratis etc. strömen an die Landesgrenzen, nicht mal mit Anhängerkupplungen. Ein bitteres Bild.
Die Frage steht im Raum: Wie ist dieser Exodus zu stoppen? Hinter der Drohkulisse muss mehr stecken. Denn die Politik der Landesregierungen ist seit Jahrzehnten eine Kette von Präsenten an das Kapital, jedes Jahr wurde nicht nur zur Weihnachtszeit der komplette Wunschzettel bedient, welche Begehrlichkeiten bleiben da noch offen? Und die Heuschrecken wie Nokia, die weitergewandert sind, nachdem sie ihr Begrüßungsgeld erhalten hatten und dann die Schamfrist abgewartet haben, kommen doch auch wieder, sobald die anderen Wiesen kahlgefressen sind.
Eventuell weiß man in Gelsenkirchen mehr, in der Schaltzentrale der MLPD. Die Verfechter des „echten“ Sozialismus nach DIN 697–8 legitimieren auf ihren Plakaten den Auszug der Herrschenden, ihnen wird das „Recht auf Flucht“ gewährt.
Auch die CDU schlägt Panik vor: „Ich fühl mich hier nicht mehr sicher!“ verkünden ihre Plakate – und keiner tut was dagegen. Deutschland kein sicheres Herkunftsland mehr? Das würde die Asylverfahren für geflohene Kapitalisten zumindest in den EU-Staaten erleichtern. Wenn nicht Frankreich oder Österreich die Grenzen vorher dichtmachen.