Lange Zeit hat Joachim Gauck mit seinen Kanonenpredigten daran gearbeitet, den Krieg vorzubereiten, der nun endlich geführt werden kann – wenn auch noch als Stellvertreterkrieg. Danach war nur noch selten von ihm zu hören. Vor wenigen Tagen meldete sich der ehemalige Bundespräsident im ZDF zurück, um erneut seinen pastoralen Ausfluss über das Volk zu kübeln. Er sprach über die Begrenzung von Zuwanderung, natürlich nicht über die von der nützlichen, sondern über die von der armen Sorte. Sein Gegenmittel sah nicht vor, Kriege zu beenden oder den aufstrebenden Süden im Kampf um eine gerechtere Weltordnung zu unterstützen. Stattdessen forderte er mehr Mut für eine „inhuman klingende“ und „brutal klingende“ Asylpolitik.
Für das, was Gauck damit eigentlich meint, hätte die Kieler Wasserschutzpolizei in der vergangenen Woche mit gutem Beispiel vorangehen können. Die begleitete nämlich das Boot „Liberty“ von Wolfgang Kubicki (FDP), auf dem das Bundestagspräsidium durch die Gegend schipperte, bis der Motor zu stottern begann. Das Präsidium lief Gefahr, den nächsten Termin zu verpassen, und rettete sich auf den Polizeikahn. Ein technischer Defekt, der für die einen zur launigen Ausflugsgeschichte wird, kommt für andere auf dem Mittelmeer regelmäßig dem Todesurteil gleich. „Seenotrettung: Oder soll man es lassen?“, titelte „Die Zeit“ dereinst. Wie hätte die Schlagzeile wohl ausgesehen, wenn der Kieler Begleitschutz der Losung von Gaucks „inhuman klingender“ Politik gefolgt wäre?