Hans-Peter Brenner verteidigt in seiner Kolumne Karl Marx gegen den Vorwurf, er sei schwer zu verstehen. Das mag ja nett gemeint sein, erweist sich aber als Bankrotterklärung für unsere marxistische Bildungsarbeit. Die Leistung des Verstehens ist eine andere als die Fähigkeit zum Lesen. Das wird Hans-Peter auch so sehen. Als Beleg für die angeblich nicht vorhandene Schwierigkeit, Marx und Engels zu verstehen, zitiert Hans-Peter aus dem Kommunistischen Manifest u. a. die Forderung an die Kommunisten, die Eigentumsfrage in allen Bewegungen gegen die bestehenden Zustände hervorzuheben. Die Frage, ob das schwer zu verstehen sei, beantwortet er sich selber: „Die Botschaft ist sehr simpel. Darauf beruht ja grade Marx‘ Massenwirksamkeit.“ Wenn Brenner damit Recht hätte, dann würden wir gut daran tun, solch simple Botschaften den Massen zu verkünden. Marxistische Bildungsarbeit wäre überflüssig oder würde gar auf solcherart Verkündung sich beschränken können. Doch die angebliche Massenwirksamkeit – da bin ich sicher – wird sich so nicht zeigen. Schon die Frage, worum es denn bei der Eigentumsfrage überhaupt geht, ist nicht „simpel“ zu verstehen.
Parteibildungsarbeit bankrott
Dieser Artikel ist für Sie kostenlos. Kritischer Journalismus braucht allerdings Unterstützung, um dauerhaft existieren zu können. Daher freuen wir uns, wenn Sie sich für ein Abonnement der UZ (als gedruckte Wochenzeitung und/oder in digitaler Vollversion) entscheiden. Sie können die UZ vorher 6 Wochen lang kostenlos und unverbindlich testen.
An die UZ-Redaktion (leserbriefe (at) unsere-zeit.de)