Kaiser Wilhelm II. verabschiedete am 27. Juli 1900 in Bremerhaven das deutsche Ostasiatische Expeditionskorps zur Niederschlagung des Boxeraufstandes im Kaiserreich China mit seiner berüchtigten „Hunnenrede“. Im Boxeraufstand wehrten sich Chinesen gegen ihre Ausplünderung durch den internationalen Imperialismus.
Reichskanzler Graf von Bülow formulierte in der Reichstagsdebatte zur Militäraktion, „dass China Zeit erhalte, sich in die neue Ordnung der Dinge, in die allmähliche und friedliche Aufnahme der europäischen Kultur, hineinzuleben und dass wir Zeit erhalten, unsere Position in China auszubauen, zu entwickeln und zu kräftigen.“
An diese Traditionen knüpfte Annegret Kramp-Karrenbauer 121 Jahre später nahtlos an, als sie die Fregatte „Bayern“ in Richtung Indopazifik verabschiedete: „Es ist gut, über unsere Werte zu reden, noch besser ist es, konkret etwas dafür zu tun. Heute läuft die Fregatte aus – ein Zeichen für Stabilität, Wohlstand und eine regelbasierte, multilaterale Ordnung. Wir wollen, dass bestehendes Recht respektiert wird, Seewege uneingeschränkt befahrbar sind, offene Gesellschaften geschützt werden und dass Handel zu fairen Regeln erfolgt.“ Das Nahtlose ergibt sich daraus, dass die Interessen der imperialistischen Staaten gleich geblieben sind.
Lenin verwies darauf, dass die Kapitalisten die Welt nicht etwa aus besonderer Bosheit unter sich aufteilen, sondern weil die erreichte Stufe der Konzentration sie zwingt, diesen Weg zu beschreiten, um Profite zu erzielen. Das könne friedlich oder auch militärisch erfolgen.
Der Charakter des Imperialismus ist gleich geblieben. Seine zur Schau getragenen Aggressivität ist nach den Erfahrungen der Menschen im 1. und 2. Weltkrieg nicht mehr mehrheitsfähig, darum bedarf es heute einiges Schwurbelns, um Kriege und militärische Drohgebärden in der Öffentlichkeit zu verkaufen.
Ob das erfolgreich sein kann, scheint nach der unlängst beendeten Verteidigung der deutschen Sicherheit am Hindukusch noch fraglicher. Und auch das Versprechen des chinesischen Staats- und Parteichefs Xi Jinping aus Anlass der Feierlichkeiten zum 100. Gründungstag der Kommunistischen Partei Chinas ist ein ernstes: „Das chinesische Volk wird keiner ausländischen Macht jemals erlauben, uns zu drangsalieren, zu unterdrücken oder zu versklaven.“