Bei der Präsidentenwahl in Honduras liegt Oppositionskandidat Salvador Nasralla entgegen den Prognosen vor Amtsinhaber Juan Orlando Hernández. Der Kandidat des Oppositionsbündnisses „Allianz gegen die Diktatur“ kam nach Auszählung von mehr als der Hälfte der Stimmen auf 45,17 Prozent, wie das Wahlamt am Montag mitteilte. Für den bisherigen Staatschef Hernández, Kandidat der rechten Nationalpartei (PN), stimmten 40,21 Prozent der Wähler. Der Kandidat des ultrakonservativen Partido Liberal, Luis Zelaya, kam auf 13,77 Prozent. Das offizielle Endergebnis wurde erst nach Redaktionsschluss bekanntgegeben.
Zuvor hatten beide Kandidaten den Sieg für sich beansprucht. „Wir haben diese Wahl gewonnen“, jubelte Hernández, Wunschkandidat des Westens, am vergangenen Sonntag vor seinen Anhängern von der konservativen Nationalpartei. Salvador Nasralla sagte vor seinen Anhängern: „Ich bin der neue Präsident von Honduras.“ Vor dem Wahlamt wurden Kräfte der Polizei zusammengezogen. Die Regierung rief die Bevölkerung zur Ruhe auf.
Der neue Präsident steht vor großen Herausforderungen: Mehr als 60 Prozent der Menschen gelten als arm, rund 38 Prozent leben in extremer Armut. Nasralla will den Zugang zur Bildung verbessern und setzt auf Prävention zur Eindämmung der Kriminalität.
Gleichzeitig mit den Präsidentschaftswahlen wurden in Honduras auch die 128 Abgeordneten des Parlaments und die Bürgermeister der 298 Gemeinden des Landes neu gewählt.
Die beiden Amtszeiten der PN waren durch Korruptionsskandale geprägt. Die Regierungspartei PN ist mit der Privatwirtschaft und dem organisierten Verbrechen in Honduras eng vernetzt. Mitglieder der PN sind angeblich am Mord an der indigenen Umweltaktivistin Berta Cáceres beteiligt gewesen, der im März 2016 Schlagzeilen machte.
Expräsident Manuel Zelaya, der 2009 aus dem Amt geputscht wurde, gratulierte Nasralla zu seiner Wahl.