Montreal soll seine olympischen Schulden unlängst abbezahlt haben. Die Spiele hatten dort bekanntlich 1976 stattgefunden, also vor vier Jahrzehnten. Als der IOC-Präsident Samaranch den Tischtennisverband in die olympische Familie aufnahm, öffnete er endgültig den Profis die Tore. Das große Geschäft begann!
Dieser Tage ließen die kanadischen Eishockeyprofis wissen, dass sie sich mit dem Gedanken tragen, das olympische Turnier durch ein unolympisches Turnier zu ersetzen, dessen Gewinn gesichert ist. Die Schlittschuhläufer hatten sogar ein Argument für ihr Projekt: Die in der Endrunde der Meisterschaft noch beschäftigten Profis tragen schon seit Jahren nicht mehr das olympische Trikot. In dieser Sportart hat man sich längst damit abgefunden, ohne die Besten, die Olympia eigentlich versammeln will, auszukommen. Nun kam man also auf die Idee, den olympischen Gewinn – basierend unter anderem auf den auf die Milliarden zusteuernden Fernsehgebühren – selbst zu kassieren. Zwar hat das IOC inzwischen die fünf olympischen Ringe gesetzlich sichern lassen, aber Eishockey könnte einen Puck als Symbol wählen oder sich sonst was einfallen lassen.
Aber Olympia droht nicht nur von den Eishockeystars Gefahr, sondern – siehe oben – von den unsinnigen Kosten, die Olympia von heute verschlingt.
Zum Beispiel die Spiele, die 2020 in Tokio stattfinden sollen. Lange hatte man geglaubt, dass die Fundamente des Stadions, in dem die Spiele 1960 stattgefunden hatten, nur erweitert werden müssten, aber nun erwies sich, dass die für die „modernen“ Spiele nicht ausreichen. Nun soll also ein neues Stadion errichtet werden und das kostet vermutlich 1,3 Milliarden Euro – vermutlich, weil derzeit kaum Bauvorhaben zu den angekündigten Kostenvoranschlägen auch entstehen – und soll der „letzte Schrei“ sein. Erhebt sich die Frage, wann voraussichtlich die nächsten Olympischen Spiele in Tokio stattfinden werden? Nach den Erfahrungen der Vergangenheit in höchstens 30 Jahren. Dann aber wäre das neue Stadion nicht mehr „modern“ genug und müsste durch ein neues ersetzt werden. Was das kosten könnte, weiß niemand!
Mithin: In der kapitalistischen Marktwirtschaft ist Olympia zum unerschwinglichen Luxusartikel geworden. Früher entsandte das IOC eine Kommission in die Bewerberstädte und ließ sich minutiös vorrechnen, mit welchen Kosten zu rechnen sein würde. Das geschieht heute vielleicht auch noch, aber den Kostenvoranschlägen, die man der Kommission vorlegt scheinen einige Nullen zu fehlen! Man erinnert sich, dass Berlin an den Spielen nicht interessiert war. Wollte dann aber nicht. Wegen der Spiele? Nein! Wegen der Kosten. Berlin riss die legendäre Seelenbinder-Halle ab und errichtete eine neue Radrennbahn. Was dort stattfindet? Einmal im Jahr ein sogenanntes Sechstagerennen, das eher den Titel „Sechstagerummel“ tragen sollte.
Nun also wird Tokio die Spiele feiern. Vermutlich, denn der Wirtschaftsprofessor Kazumasa von der Universität Hosei erahnte in einem Zeitungsartikel die Mitteilung: „Game over!“
2013 hatte Tokio die Spiele zugesprochen bekommen. Die Stadt hatte sich mit dem Versprechen beworben, dass 28 der 31 Wettkampfstätten in einem Acht-Kilometer-Radius um das Olympische Dorf liegen. Inzwischen hat sich der Radius auf 500 km erweitert, ganz zu schweigen von den Kosten, die Tokio begleichen muss. Und die Ruderstrecke zum Beispiel ist 440 km von Tokio entfernt.
Man müsste dem IOC vorschlagen, künftig eine finanzielle Limitgrenze von allen Bewerbern zu fordern, aber – siehe oben – in dieser kapitalistischen Gesellschaft ist das eine Illusion!
Fazit: Olympia ist in Gefahr! Erinnern Sie sich noch der Schlagzeilen, die in den letzten Monaten vor Rio de Janeiro die Szene beherrschten? Kredite wurden aufgenommen.
Raten Sie mal, wer die bezahlen muss!