Oktoberfest

Von CH

Fesch sehen sie ja schon aus, die Buam und Madel in ihren Jankern und Dirndln. Aber bis zur Jahrtausendwende ging niemand in Tracht auf die Wiesn, wie das Oktoberfest in München heißt. Die einzigen Ausnahmen waren damals Wiesn-Besucher aus den hintersten Ecken Bayerns und amerikanische Touristen, die man dann im „Löwenbräu“ –, dem Touristen-Zelt wiederfand, in dem bis heute „Eins, Zwei, Drei Suffa!“ und nicht „Oans, Zwoa, Drei G‘Suffa!“ gebrüllt wird.

Der Trend zur Tracht, der sich in den letzten Jahren immer mehr durchgesetzt hat, beflügelt eine Entwicklung, die zu denken gibt. Aus einem Volksfest mit viel Gaudi, Fahrgeschäften und natürlich Bier ist eine Mottoparty mit noch mehr Bier geworden. Während sich die Brauereien über immer neue Rekorde beim Bierverbrauch freuen, murren die Schausteller und Betreiber von Fahrgeschäften, die immer weniger verdienen, weil die Menschen gleich in die Zelte strömen. In den Zelten geht es nicht mehr ums gemeinsam feiern, sondern – völlig enthemmt, dank der Verkleidung Tracht – nur noch ums Saufen und um Frauen zu begrabschen. Nicht umsonst tragen die meisten Kellnerinnen Radlerhosen unter ihrem Dirndl.

Dieser Artikel ist für Sie kostenlos. Kritischer Journalismus braucht allerdings Unterstützung, um dauerhaft existieren zu können. Daher freuen wir uns, wenn Sie sich für ein Abonnement der UZ (als gedruckte Wochenzeitung und/oder in digitaler Vollversion) entscheiden. Sie können die UZ vorher 6 Wochen lang kostenlos und unverbindlich testen.

✘ Leserbrief schreiben

An die UZ-Redaktion (leserbriefe (at) unsere-zeit.de)

"Oktoberfest", UZ vom 28. September 2018



    Bitte beweise, dass du kein Spambot bist und wähle das Symbol Herz.



    UZ Probe-Abo [6 Wochen Gratis]
    Unsere Zeit