Streit war erwartet worden auf jener Sitzung am 1. Dezember in Magdeburg, die die Zukunft des bundesdeutschen Sports entscheiden sollte.
In der „Berliner Zeitung“ stand zu lesen: „Die heikelste Frage wollte niemand genau beantworten. Auf 49 Seiten nebst Anlagen hat der für die Förderung des deutschen Spitzensports zuständige Innenminister Thomas de Maizière in Berlin mit dem Boss des Deutschen Olympischen Sportbundes, Alfons Hörmann, und Christina Kampmann, der Vorsitzenden der Sportministerkonferenz der Länder, die fertige Reform des Leistungssports vorgestellt Sie soll ab 2019 greifen. ‚Für mich ist klar, dass wir substanziell und dauerhaft mehr Geld brauchen‘, sagte de Maizière.“
Vorgesehen sind demnach 167,1 Millionen Euro für den Spitzensport, elf Millionen weniger als im Jahr der Olympischen Spiele 2016. „Wir haben immer gesagt: wir reden erst über Konzepte und dann über Geld“ wird de Maizière wiedergegeben, und: „wir sind damit gut gefahren, Ergebnisse zu formulieren statt Erwartungen – das ist bei diesem Bundesfinanzminister erfolgversprechender.“
Erste Frage an den Minister: Wird Sport nicht in der Regel in Vereinen getrieben?
Erste Antwort also: Die Regierung löst die Startschüsse aus. Wer einzuwenden gedenkt, dass das doch schon lange so ist, hat durchaus Recht.
Natürlich müssen Geldgeber den Sport finanzieren, und wenn die Regierung das übernimmt, ist dagegen nichts einzuwenden. Denn diese Regierung ist auch verantwortlich dafür, dass die Jugend gesund aufwächst. Der Minister wurde aber mit den Worten zitiert: „Dass die Geduld der Geldgeber erlahmt ist, haben die Sportbosse selbst zu verantworten: In sportlicher Hinsicht hat sich die Medaillenausbeute seit der Wiedervereinigung fast halbiert. Belegte Deutschland im Medaillenspiegel der Sommerspiele von Barcelona noch Rang drei mit 82 Medaillen, 33 Gold, 21 Silber, 28 Bronze, so reichte es in Rio im August nur noch für Rang fünf und 42 Medaillen.“
Dem Minister haben seine Mitarbeiter möglicherweise nicht mitgeteilt, dass die Barcelona-Medaillen zum größten Teil von Athleten erkämpft wurden, die zwei Jahre vorher noch Bürger der DDR gewesen waren.
Und heute? Man hat einem Brandenburger Kreis unlängst verboten, weiterhin „Spartakiaden“ auszutragen. Der Minister müsste erfahren: Ohne Spartakiaden keine olympischen Medaillen.
Was immer man in Magdeburg erörtern mag: An dem Tag, an dem man den Deutschen Turn– und Sportbund der DDR verbot, verkleinerte man die olympische Medaillenquelle.
Dieser Tage plauderte ich am Telefon mit einem guten Freund – den Namen erwähne ich nicht, um ihm Ärger zu ersparen –, der einer der führenden DDR-Trainer gewesen und wie ein räudiger Hund davongejagt worden war. In einem südlich gelegenen Nachbarland ist er seitdem ein angesehener Trainer, inzwischen in Rente, und entschloss sich, die Staatsbürgerschaft seines Gastgeberlandes anzunehmen …