Zu „Erinnern an die Verbrechen der Wehrmacht“, UZ vom 3. September

Ohne Kapitalismuskritik

Ulrich Sander, Dortmund

Nicht ein einziger Wehrmachtssoldat, der zur Bundeswehr kam, wurde später wegen seiner Kriegsverbrechen verurteilt. Die Bundeswehr war und blieb ein Hort der Nazis und Neonazis, die Justiz bewahrte sie vor Ermittlungen und Bestrafung. Noch heute gibt es Kasernen, deren Namen von der Wehrmacht hergeleitet sind. Der Bundeswehrverband hat eine Bildungseinrichtung mit Namen „Karl-Theodor-Molinari-Stiftung“. Der Wehrmachts- und Bundeswehrgeneral Molinari wurde in Frankreich wegen Kriegsverbrechen verurteilt. Das Todesurteil wurde nie aufgehoben. Im Dezember 2020 hat der Bundeswehrverband, ohne viel Aufhebens zu machen, den Namen Karl Theodor Molinari aus dem Stiftungsnamen gestrichen. Distanziert hat er sich nicht von ihm. Daher ist es wichtig, dass der Arbeitskreis „Blumen für Stukenbrock“ darauf besteht, dass die Gedenkstätte für die 65.000 getöteten Sowjetsoldaten auch die Verbrechen der Wehrmacht thematisiert. Zu fordern ist auch, dass künftig die Ruhr-Industriellen angeprangert werden, welche die Gefangenen ausgepresst haben. Die Kriegsgefangenen wurden zur Zwangsarbeit in der Ruhr-Industrie eingesetzt. Wenn sie nicht mehr bei Kräften waren, wurden sie in die Stalags zurückgeschickt – zum Sterben. Es wird viel zu wenig an die Schuld der ökonomischen Eliten, an die Krupp, Quandt, Flick, Vögler, Thyssen erinnert. Die Gedenkstätten in NRW werden von Kapitalismuskritik gereinigt. Zum Beispiel: Die Wewelsburg-Ausstellung zur SS bringt es fertig, nichts zum Freundeskreis Heinrich Himmler (vorher Keppler-Kreis) zu zeigen. Der tagte unter anderem in der Wewelsburg. Die Bosse dieses Vereins waren vielfach nach 1945 ganz groß und führend.

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"Ohne Kapitalismuskritik", UZ vom 10. September 2021



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