Christoph Ribbat: Deutschland für eine Saison – Die wahre Geschichte des Wilbert Olinde Jr.“, 272 Seiten, erschienen bei Suhrkamp 2017
Eine Sportlerbiografie, wie sie Christoph Ribbat mit seinem Buch „Deutschland für eine Saison – Die wahre Geschichte des Wilbert Olinde Jr.“ vorgelegt hat, ist keine, die das Massenpublikum interessieren dürfte. Es geht zwar um einen (Profi-)Sportler, aber Olinde hat Basketball gespielt und nicht Fußball, dazu war er nicht in der NBA aktiv, sondern in der deutschen Bundesliga und das nicht heute, sondern Ende der 1970er. Zudem spielte er in Göttingen beim SSC, nicht schlecht, aber auch nicht gerade das Zentrum des deutschen Basketballs. Basketball ist für die meisten im SSC eher ein netter Zeitvertreib, mehr nicht. Damals sieht das auch das Göttinger DKP-Mitglied Ecki Siefert so, ein „2,05 Meter großes Talent“. Er will sich „stärker seiner Arbeit in der Deutschen Kommunistischen Partei widmen“, wie Ribbat schreibt, und verlässt deshalb den Verein. Vielleicht ist es diesem Abgang zu verdanken, dass sich der SSC Göttingen nach einem Spieler aus den USA umsieht. Und so wird Olinde von der Kaderschmiede UCLA ins niedersächsische Universitätsdorf Göttingen geholt, um den örtlichen Basketballklub erstklassig zu machen.
SSC (heute ASC) steht übrigens für „Schwimmsportclub“. Diesem fehlten Badeanstalten, in denen die aktiven Vereinsmitglieder ihren Sport ausüben konnten. So fingen die nichtschwimmenden Schwimmer aus der Not heraus an, Basketball zu zocken.
Christoph Ribbats Buch hält viele solcher kleinen und interessanten Informationen parat: Über die Politszene Göttingens, die als Universitätsstadt noch stark von den 68ern geprägt wurde, von Kuriositäten aus einer Zeit, als Basketball in Deutschland noch kein Profisport war, und aus der Familiengeschichte von Wilbert Olinde Jr., der aus Louisiana stammt. Dabei erfährt man erstaunlich wenig über die Person und den Basketballer und viel über die Geschichte der Rassentrennung und Gewalt in den USA.
Vielleicht ist es der zurückhaltenden Art von Olinde selbst zu verdanken, dass er es nicht schafft, zur Hauptperson einer Biografie zu werden, die doch eigentlich seinen Namen trägt. Vielleicht ist es aber auch dem Autoren geschuldet, denn Christoph Ribbat ist Professor für Amerikanistik an der Universität Paderborn.