Fußball, alte Säcke und heiße Badewannen

Oh Mann.

Von Karl Rehnagel

Was sind wir doch für ein kaputter Haufen: Die schöne M. hatte übel Magen und Nacken, ich Husten und Rücken, M. mit dem kaputten Herz ist eh ein halber Pflegefall und U., der Mann ohne Zähne, war völlig aus der Spur. „Gleichgewichtsstörungen und ständig einschlafende Beine“, hustete er zwischen zwei Bier und 27 Zigaretten und torkelte zur Halbzeit erbarmungswürdig schief nach Hause. Oh Mann.

Erbarmungswürdig schief auch die zweite Halbzeit von Dortmund, nachdem die erste doch recht gut lief. Aber der Dortmunder Sechszylinder hatte sich beim Pausentee irgendwie in ein rostiges Klappfahrrad ohne Gangschaltung verwandelt, die Truppe fiel völlig auseinander und nur Torwart Bürki verhinderte eine eigentlich verdiente Niederlage. Der erst zur Pause erschienene Gartenbro A. nahm es auf seine Kappe, „Bevor ich kam, lief’s doch!“

Und sonst? Bayern verhaute Düsseldorf, schade eigentlich. Schalke spielte wieder nur 1:1 gegen die unglaublich schwachen Nürnberger, mit sehr viel Glück sogar, und da schrieb ich ja noch letzte Woche: Einfach mal zwei Tore selber schießen! Und dass Augsburg in Frankfurt gewinnen würde, was gar niemand getippt hatte, machte die Schalker Misere nicht besser: Das einzige, was die Gelsenkirchener Gurkentruppe vor dem Abstieg bewahrt, sind die noch schlechteren Mannschaften aus Stuttgart, Nürnberg und Hannover. Und Gladbach konnte sich mal so gar nicht über drei Punkte freuen. Stürmer Lars Stindl brach sich in der ersten Minute der Partie das Schienbein. Oh Mann.

Und Dortmund? Verkackt es wohl auf der Ziellinie. Wer so grausam schlecht spielt, wie wir in der 2. Halbzeit, der hat es eigentlich nicht verdient, Meister zu werden. Oder mit Heribert Faßbender gesagt: „Sie sollten das Spiel nicht zu früh abschalten. Es kann noch schlimmer werden.“

Ich brachte die schöne M. noch ein Stückchen nach Hause, bevor ich durch eisigen Wind Richtung heißer Badewanne radelte. Die schöne M. gab mir noch ein liebenswürdiges „Ich hasse es, in der Badewanne zu liegen!“ mit auf den Weg. Oh Mann. Da blieb mir nur noch Gerhard Delling, der seinerzeit so schön philosophierte: „Die haben den Blick für die Orte, wo man sich die Seele hängen und baumeln lassen kann.“

Dieser Artikel ist für Sie kostenlos. Kritischer Journalismus braucht allerdings Unterstützung, um dauerhaft existieren zu können. Daher freuen wir uns, wenn Sie sich für ein Abonnement der UZ (als gedruckte Wochenzeitung und/oder in digitaler Vollversion) entscheiden. Sie können die UZ vorher 6 Wochen lang kostenlos und unverbindlich testen.

✘ Leserbrief schreiben

An die UZ-Redaktion (leserbriefe (at) unsere-zeit.de)

"Oh Mann.", UZ vom 18. April 2019



    Bitte beweise, dass du kein Spambot bist und wähle das Symbol Flugzeug.



    UZ Probe-Abo [6 Wochen Gratis]
    Unsere Zeit