„Literaturtage“ mit breit gefächertem Programm

Ochsenfurt schreibt

Von Birgit Gärtner

Ochsenfurter Literaturtage

25.–27.9.2015

Lesung und Musik an verschiedenen Orten

28.9.–18.10.2015

Ochsenfurt schreibt ein Buch, interaktives literarisches Event, Buchhandlung am Turm, Hauptstraße 36, Mo. – Fr., 9–18 Uhr.

Ochsenfurt ist eine schöne Stadt mit schönen alten Häusern. In einem der ältesten, dem ehemaligen „Judenhof“, residiert seit einer Weile das Literaturhaus „Kemenate“, u. a. mit dem Verlag „Kulturmaschinen“. An diesem Wochenende veranstaltet die „Kemenate“ mit Unterstützung der Stadt, der Stadtbibliothek, der Volkshochschule und der „Buchhandlung am Turm“ im Rahmen des Kulturherbstes die ersten Ochsenfurter Literaturtage. Diese beginnen mit einem breit gefächerten Programm mit Literatur und Musik und enden mit einem literarischen Experiment: der dreiwöchigen Schreibwerkstatt „Ochsenfurt schreibt ein Buch“.

Der Sitz der „Kemenate“, der „Judenhof“, das „kleine Ghetto“, wurde 1367 errichtet. Der Gewölbekeller ist zwar nicht mehr benutzbar, aber dennoch bis heute erhalten. Die Gebäude des „kleinen Ghettos“ wurden um 1550 abgebrannt, vermutlich durch eine mörderische Rotte aus Bauern und Rittern. Das heutige Literaturhaus wurde ca. zwei Jahre später „neu“ erbaut.

Die Geschichte der Judenverfolgung begann in Ochsenfurt am 29. Juni 1298 mit der Ermordung von 30 jüdischen Frauen, Männern und Kindern. 1336 sollen alle Jüdinnen und Juden der Stadt getötet worden sein. Erst nach 1860 wurde die Wiederansiedelung erlaubt. Am 9. November 1938, der Pogromnacht, wurden auch in Ochsenfurt und Umgebung Synagogen und jüdische Geschäfte zerstört, und die jüdischen Männer ins KZ Dachau verbracht. Sechs Jüdinnen, gebürtig oder länger ansässig in Ochsenfurt, wurden von den Nazis ermordet: Sofie Fleischmann, Adelheid Friedmann, Margarete Grünfeld, Marta Neumann, Hanni Sieber und Klara Wurzinger.

Doch auch anderes hat die fast 1300-jährige Stadt nahe Würzburg historisch zu bieten: z. B. Geschichten von Hexerverfolgung und -verbrennung. Außerdem finden sich Spuren der aufständischen Bauern, denen 1525 zunächst bereitwillig die Tore geöffnet worden waren, die für ihren Freiheitsdrang letztendlich jedoch einen hohen Blutzoll zahlen mussten.

Ein solches Ambiente lädt förmlich ein, auf den historischen Pfaden der unterfränkischen Stadt zu wandeln. An dem letzten Septemberwochenende wird sowohl historische als auch zeitgenössische Literatur sowie ein musikalisches Begleitprogramm geboten.

Im Anschluss daran sind alle eingeladen, sich an dem Projekt „Ochsenfurt schreibt ein Buch“ zu beteiligen. Dazu sind alle Interessierten aufgerufen, bis zum 18. Oktober 2015 entweder eine Kurzgeschichte, eine Anekdote, einen Kurzkrimi, eine wissenschaftliche Abhandlung oder ähnliches einzureichen oder sich am fortlaufenden Text zu beteiligen – der Phantasie sollen dabei keine Grenzen gesetzt werden.

Die Texte nehmen die „Buchhandlung am Turm“ oder der Verlag „Kulturmaschinen“ entgegen. Diese stehen auch all denen mit Rat und Tat zur Seite, die mit Schreibblockaden, Rechtschreibschwächen oder inhaltlichen Irrungen und Wirrungen zu kämpfen haben. Ob und wie dieser Text endet bleibt somit gewissermaßen offen. Nach Abschluss der Aktion wird der entstandene Text unter Nennung aller Beteiligten vom Verlag „Kulturmaschinen“ lektoriert und zu den „Ochsenfurter Literaturtagen“ 2016 in Buchform veröffentlicht.

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"Ochsenfurt schreibt", UZ vom 25. September 2015



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