Zur Rentenentwicklung

Nullrunde für die Senioren

Die Deutsche Rentenversicherung hat eine Nullrunde für die gut 18 Millionen Rentnerinnen und Rentner für das kommende Jahr angekündigt. Bedingt durch die Corona-Pandemie rechnet sie mit Stellenabbau, sinkenden Löhnen und weniger Beitragszahlern. Zudem können sich die Beschäftigten auf höhere Beiträge für die Rentenversicherung einstellen.

In diesem Jahr scheint die Welt noch in Ordnung: Im Juli steigen die Renten um 3,45 Prozent im Westen und um 4,2 Prozent im Osten. Viel bleibt davon nicht hängen, wenn die Anteile für die Kranken- und Pflegeversicherung abgezogen sind.

Den Verweis auf Corona bekommen nicht nur die Rentnerinnen und Rentner zu hören. Für den Großteil der abhängig Beschäftigten in Verwaltungen und Produktionsbetrieben wird die Leier von den leeren Kassen die Tarifverhandlungen begleiten.Wieder wird auf den Reflex gesetzt, dass wir nun alle zu sparen hätten, scheibchenweise soll das Umlegen der Krisenkosten zu unseren Lasten erfolgen. In der angelaufenen Tarifrunde des öffentlichen Dienstes schimmert das bereits durch: „Wenn es nach den kommunalen Arbeitgebern geht, reichen Applaus und Lob allemal aus. Eine echte finanzielle Anerkennung lehnen sie ab“, machte ver.di in einem aktuellen Flugblatt für die betroffenen Kolleginnen und Kollegen deutlich.

Eine starke Waffe, solche Pläne zu stoppen, ist unsere Solidarität. Die gilt es auszuspielen. Der Kampf um höhere Tarifabschlüsse ist auch ein Kampf für höhere Renten. Die sind dringend notwendig, denn die Zahl der Menschen, die ihr Alter in Armut verbringen müssen, steigt ständig. Im Jahr 2017 waren es 18,7 Prozent. „In keiner der von Armut betroffenen Bevölkerungsgruppen ist der Zuwachs damit so groß wie bei Rentnern und Pensionären. Seit 2010 beträgt er mehr als 33 Prozent. Das entspricht einer Zunahme von 803.000 Menschen“, berichtete das ARD-Magazin „Monitor“ bereits im Januar.

Ursache dieser Altersarmut ist auch der gestiegene Niedriglohnsektor, durch Arbeitslosigkeit unterbrochene Erwerbsbiographien machen sich ebenfalls deutlich bemerkbar. Das alles hat mit Corona nichts zu tun, aber Bundesregierung und Kapital werden die Rechnung für die Rettungsschirme noch präsentieren. Die gilt es abzuwehren, damit die Reichen nicht noch reicher und die Armen nicht noch mehr werden.

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"Nullrunde für die Senioren", UZ vom 3. Juli 2020



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