DISTELÖL!“ schreit mir meine Banknachbarin ins linke Ohr. Das Wort dreht sich durch mein Gehirn (Sind wir hier nicht beim Fußball gucken?) und fällt aus dem rechten Ohr wieder heraus Richtung Fragesteller. Jener, welcher am gänzlich anderen Ende des Biertisches sitzt, wollte wissen, warum des Hundes Pelz so hübsch ist. Während ich verzweifelt versuche, die gerade eingeblendete Mannschaftsaufstellung des BVB zu analysieren, folgt ein „INS NASSFUTTER GEBEN!“. Jetzt gebe ich, und zwar auf, folge einfach dem Gespräch, da ich ihm eh nicht entkommen kann. Fußball gucken bei uns heißt: Gespräche über Hunde und Autounfälle, GroKo und DoKo, Tequila-Abende und Falafeltee. Mehr Bier hilft ein wenig und ganz am Ende der Skala kommt dann der Fußball. Nun denn.
Beim BVB läuft vorne der 18-jährige Isaak auf (Warum, wird nun auf 13 Handys gleichzeitig gegoogelt, weil zugehört hat keine/r) und links der 17-jährige Sancho. Mutig. Und sie spielen auch beide sehr ordentlich, machen aber die Hütte nicht, ebenso wie Yarmolenko, der sie eigentlich machen MUSS. So bleibt der Kick ein „Konnten-noch-nie-besser“ (Wolfsburg) gegen „Heute-geht-nicht-mehr“ (Dortmund). Ermüdend. Meine Banknachbarin zur Linken kompensiert dies, indem sie einfach dermaßen Kette raucht, dass ich sie gerne fragen möchte, warum sie nicht einfach die neue Zigarette mit der alten anzündet, es würde doch Feuerzeugbenzin sparen. Ich trau mich aber dann nicht.
Und sonst so? Frankfurt – Freiburg 1:1, Augsburg – Hamburg 1:0, Stuttgart – Berlin 1:0, Bremen – Hoffenheim 1:1, Köln – Gladbach 2:1 und bei diesem Spiel fallen auch nur deshalb mehr als zwei Tore, weil der Schiedsrichter den Kölnern 95 Minuten gönnt, bis das Siegtor endlich drinne ist. Puh, schöne Spiele, viele Tore und echte Spannung klingen anders und sehen auch sicher anders aus. Die Bundesliga wird augenscheinlich zur Grauen-Maus-Liga.
Und noch? Auf die geliebten Gelsenkirchener ist Verlass. Wenn es um die Wurst geht (und es ging ja nicht nur um ihre, sondern auch ein wenig um unsere) hauen sie in den Sack und vergeigen das Spiel. Gegen die Marketingabteilung von Red Bull, die sich als Fußballclub getarnt hat. Toll. Hannover dreht ein Spiel gegen Mainz, es fallen fünf Tore, immerhin. Leverkusen verliert, gefühlt wie seit 3 786 Jahren, gegen die Bauern aus München. Ein großes Gähnen geht durchs Land.
Aber doch: die Plätze 2 bis 10 liegen nur fünf Punkte auseinander, wer Meister im Fach „die Liga ohne Bayern“ wird, ist völlig offen. Und da unten die Kölner einen Dreier gemacht haben, sind sie immerhin 6 Punkte an die grottenschlechten Hamburger herangekommen. Und genau da fahren sie am nächsten Spieltag hin. Also die Kölner. Zu den Hamburgern. Da bekommt der Begriff „6-Punkte-Spiel“ eine ganz neue Bedeutung.
Abpfiff beim BVB, 0:0, meine Banknachbarin drückt die 167. Kippe in den Aschenbecher und hustet ein: „Datt war ja mal gar nix“ in die Wolkenwand. Stimmt so ziemlich. Wir verlassen die Räucherkammer hinein in die klare Dortmunder Abendluft gen heimisches Sofa. Gleich kommt noch ein Tatort. Aber der soll auch schlecht sein. Passt ja.