Beschäftigte der Länder sind sauer. Ihre Antwort lautet: Streik

Null Wertschätzung

Martin Gross, ver.di-Landesbezirksleiter in Baden-Württemberg, bringt es auf den Punkt: „Die Beschäftigten in den Gesundheitsberufen haben schon vor Corona nicht das Gehalt bekommen, das sie mit ihrer täglichen Arbeit verdienen.“ Am 16. November hatte ver.di einen „Gesundheitstag“ ausgerufen, denn die Arbeitgeber der Tarifgemeinschaft deutscher Länder (TdL) sprechen den Kolleginnen und Kollegen an den Unikliniken die Belastung durch die Pandemie ab und wollen ihre besonderen Leistungen nicht besonders würdigen. Von der Küste bis Bayern wurden die Streikaufrufe kämpferisch befolgt. Mit der Losung „Unterbezahlt – Keine Pausen – Dauerstress“ auf ihrem Transparent hatten Kolleginnen und Kollegen der Uniklinik Düsseldorf ihre alltäglichen Erfahrungen beschrieben.

In der aktuellen Tarifrunde für den öffentlichen Dienst provozieren die Länder-Arbeitgeber Streiks, statt ein Angebot zu machen. Der niedersächsische Finanzminister Reinhold Hilbers (CDU) hatte erklärt, dass eine bessere Bezahlung im Gesundheitswesen nicht nötig sei. Durch die Pandemie habe es laut Hilbers nur eine temporäre Belastung gegeben, die nicht dauerhaft zu honorieren sei, zudem müsse das Personal im Länderbereich einen nennenswerten Beitrag zur Konsolidierung der Haushalte leisten.

In der Tarifrunde geht es den Beschäftigten und ihren Gewerkschaften nicht nur darum, den gebotenen Respekt einzufordern. Es geht auch darum, mehr Geld ins Portmonnaie zu bekommen angesichts einer Preissteigerung, deren Höhe die Arbeitgeber ebenfalls nicht anerkennen. „Dabei müssten sie nur mal an die nächste Tankstelle fahren oder einen Blick auf die Stromrechnung werfen“, stellt ver.di fest.

Die Gewerkschaften gehen mit einer Forderung nach 5 Prozent mehr Gehalt und einem Mindestbetrag von 150 Euro monatlich bei einer Laufzeit von zwölf Monaten in die Einkommens- und Besoldungsrunde für den öffentlichen Dienst der Länder. Beschäftigte des Gesundheitswesens im öffentlichen Dienst der Länder sollen tabellenwirksam monatlich 300 Euro mehr erhalten. Die Ausbildungsvergütungen sollen um 100 Euro angehoben werden. Das sind keine „illusorischen Erwartungen“, wie es Hilbers glauben lassen möchte, sondern angemessene Ziele. Die Streikenden brauchen jetzt unsere Solidarität.

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"Null Wertschätzung", UZ vom 19. November 2021



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