Es ist ausgewürfelt, die glücklichen Gewinner sind benannt, die sich den Jackpot teilen dürfen. Ihre Namen sind Maria Ressa und Dmitri Muratow. Die eine kämpft auf den Philippinen mit journalistischen Mitteln gegen den dortigen Präsidenten Duterte. Der andere wird in den Medien als „prowestlicher Journalist“ vorgestellt, und das Etikett „prowestlich“, das haben wir gelernt, ist ein Synonym von „für die Freiheit“. Das Gewinnspiel, das die beiden gewonnen haben, heißt „Verleihung des Friedensnobelpreises“.
Es liegt auf der Hand, dass es bei der Auswahl der Preisträger darum ging, zwei Namen zusammenzuspannen, die nicht die ihren sind: Duterte und Putin. Der eine ein Blutsäufer von Rang, der andere ein Staatsmann, den man nicht sympathisch finden muss, dem es aber immerhin gelungen ist, mit seiner Politik der Russischen Föderation wieder eine Rolle erarbeitet zu haben, die dem weltpolitischen Gewicht des Landes entspricht. „Schreiben gegen Putin und Duterte“ („Zeit online), „Vergabe ist für Putin und Duterte eine offene Demütigung“ („Frankfurter Rundschau“) – so wird eine gleiche moralische Ebene unterstellt.
Dass der Osloer Preisvergabeclub so propagandistisch arbeitet, ist keine Überraschung. Wer schon bereit war, den Namen Barack Obama und eine Institution wie die Europäische Union in einen positiven Zusammenhang mit dem Begriff Frieden zu quetschen, dem fällt auch dieses neueste Kunststück leicht. Dass aber die Vertreter einer Branche, in der Korruption und neoliberale Propaganda längst die aufklärend und gewissenhaft Arbeitenden dominieren, sich nun selbst zum kollektiven Kämpfer für Pressefreiheit adeln, das ist schon wieder Teil der Propaganda.
Zur Erinnerung: Schon einmal hat ein Journalist den Friedensnobelpreis zugesprochen bekommen, 1936 rückwirkend für das Jahr 1935. 85 Jahre ist das her, sein Name: Carl von Ossietzky. 1938 starb er an den Folgen seiner KZ-Haft. Er hat moralische Maßstäbe für den Journalismus gesetzt.