Grüne Cola und einmal Zagadou bitte

Niemand weiß es

Die äußerst magere Vorstellung der Borussia am Mittwoch in Barcelona, die ich mir 90 Minuten lang gab, und ein etwas aus dem Ruder gelaufener Mediengestaltertreff am Freitag Abend ließ mich Samstagmittag entscheiden: Heute ist fußballfrei – die Gartenlaube wird aufgeräumt! Gartenbro A. schloss sich an und so liefen Radio und Gas-Heizofen, während wir schöne Entdeckungen machten („Schau nur, das muss die tiefgefrorene Schlammbowle von der Sommerparty 2017 sein!“). Keine zwei Espressi später führte Dortmund 2:0 und wir bescheinigten uns gegenseitig, dass das unser Verdienst sei, wir dürften einfach nicht mehr gucken und schon liefe es wie am Schnürchen. Nun ja, vielleicht lag es auch an Bruder S., der – natürlich in Schwarz-Gelb – den kalten Weg ins fiese Berliner Olympiastadion gewagt hatte. Niemand weiß es.

Die Freude währte ziemlich genau 17 Minuten, dann schoss Hertha den Anschlusstreffer. Sprach der Reporter vorher noch von „Zaubertoren“ des BVB, kritisierte er nun die Leistung der Dortmunder als die einer „Schülermannschaft“. Also doch alles wie gehabt. Als sich der hüftsteife Mats Hummels zum zweiten Mal nur mit einem Foul helfen konnte und praktischerweise direkt zum Halbzeitpfiff die gelb-rote Karte sah, war uns klar: Das wird nix mehr. Das Experiment des Radiohörens wurde zur Halbzeit abgebrochen und wir gingen unserer Wege. Umso erstaunter war ich, als mir später die Sportschau zeigte: Es blieb beim 2:1 für den BVB. Die Berliner lamentierten zwar noch über ein nicht gegebenes Abseitstor, aber ganz ehrlich, Abseits ist Abseits, ob nun drei Millimeter oder 15 Kilometer, isso. Was passiert wäre, hätte das Tor gezählt? Niemand weiß es.

Und sonst? Jürgen Klinsmann, der Unsympath aus Amerika, hatte also sein Debüt als Trainer für die Herthaner versemmelt, Bayerns Hansi Flick bekam ebenfalls einen unerwarteten Dämpfer (1:2 gegen Leverkusen), Leipzig versaute es sich leider nur knapp nicht (3:2 nach 3:0 gegen Paderborn) und Schalke gewann spät gegen kämpferische Unioner (2:1). Köln und Augsburg verstiegen sich in eine wilde Prügelei, die in Toren und roten Karten jeweils 1:1 endete. Gerecht. Gladbach siegte gegen starke Freiburger (4:2) und Bremen überraschte in Wolfsburg mit einem 3:2.

Ich räumte noch das Chaos des Mediengestaltertreffens bei mir auf. Übrig geblieben waren neben einigem Leergut: Eine halbe Flasche Gin, zwei halbe Flaschen Weißwein, eine Coca-Cola „green“, was immer das ist, eine Flasche Tonic, ein Beutel Schokoladennikoläuse, drei Tüten Erdnüsse und einmal „Koala Kakao Knusperkekse mit Schokolade“. Alles nix für mich. Was ich mit dem ganzen Mist jetzt machen soll? Niemand weiß es.

Und wenn mir jetzt noch jemand erklären könnte, warum die lebende Schrankwand Dan-Axel Zagadou, einer der besten Borussen am Samstag, fast nie spielen darf unter Schildkröte Lucien Favre, dann, ja dann müsste ich nicht auch noch so abschließen: Niemand weiß es.

Dieser Artikel ist für Sie kostenlos. Kritischer Journalismus braucht allerdings Unterstützung, um dauerhaft existieren zu können. Daher freuen wir uns, wenn Sie sich für ein Abonnement der UZ (als gedruckte Wochenzeitung und/oder in digitaler Vollversion) entscheiden. Sie können die UZ vorher 6 Wochen lang kostenlos und unverbindlich testen.

✘ Leserbrief schreiben

An die UZ-Redaktion (leserbriefe (at) unsere-zeit.de)

"Niemand weiß es", UZ vom 6. Dezember 2019



    Bitte beweise, dass du kein Spambot bist und wähle das Symbol Auto.



    UZ Probe-Abo [6 Wochen Gratis]
    Unsere Zeit