Eineinhalb Wochen nach den Straßenprotesten in Kuba gegen die schlechte Versorgungslage und Einschränkungen aufgrund der Covid-19-Pandemie liegen zahlreiche Beweise für eine gezielte Eskalation mit Unterstützung der USA vor. „Es ist ein Skript, das im Vorfeld gut vorbereitet und in die Tat umgesetzt wurde“, beurteilte der französisch-spanische Professor und Journalist Ignacio Ramonet die Vorgänge am vergangenen Freitag gegenüber der kubanischen Nachrichtenagentur „Prensa Latina“. Gestützt auf die Auswertung zahlreicher Quellen versicherte er, dass „es keinen Zweifel gibt, dass die Unruhen vorsätzlich geschürt worden waren und die ganze Artillerie der sogenannten sozialen Netzwerke in Bewegung gesetzt wurde, um, basierend auf einer kleinen Dosis Realität, ein absolut apokalyptisches Szenario zu lancieren, das nichts mit der Wahrheit zu tun hat“.
Das russische Nachrichtenportal „Sputnik“ hatte bereits am Tag zuvor berichtet, eine Analyse von Meldungen der vorangegangenen Tage habe ergeben, dass die versuchte Ausweitung der Proteste in Kuba „Teil einer verdeckten Operation zur Destabilisierung des Landes“ ist. Obwohl viele der Demonstranten, die an den Protesten teilnahmen, zunächst legitime Forderungen vertraten, habe die Manipulation dieser Aktionen durch externe Akteure dazu geführt, sie zu disqualifizieren und offene Gewalt zu erzeugen. Dazu habe entscheidend die Verbreitung von Falschmeldungen in Medien und Internet-Netzwerken beigetragen. Behauptet werde etwa, dass Ex-Präsident Raúl Castro nach Venezuela geflohen sei. Überdies gebe es Berichte über „Rücktritte“ von Generälen, die „Übernahme“ von Städten, die „Entführung“ kommunistischer Politiker, „willkürliche Massenverhaftungen“, das angebliche „Verschwinden von Oppositionellen“ und den „Tod unzähliger Menschen“. So würden Netzwerke und vorgeblich seriöse Medien Fake News weiterverbreiten, ohne deren Quellen oder Wahrheitsgehalt überprüft zu haben.
Einen von zahlreichen Belegen dafür dokumentierte das kubanische Fernsehen am Beispiel der in den USA lebenden Exilkubanerin Yudmila Barroso Almanza, die in einer Facebook-Mitteilung einer Nutzerin in ihrer ursprünglichen Heimatstadt Las Tunas anbot, deren Mobiltelefon gratis aufzuladen. Auf Nachfrage, was als Gegenleistung dafür erwartet werde, forderte Yudmila Barroso, die Kubanerin solle sich selbst Verletzungen zufügen, ein Video davon veröffentlichen und die Polizei als Täter beschuldigen. Der im Netz verbreitete Angriff auf einen Polizisten werde mit 100 US-Dollar honoriert. Den doppelten Betrag sollte es dafür geben, ein Kind zu verletzen, davon ein Video zu verbreiten und ebenfalls Polizisten als Täter zu beschuldigen. Derartige Fake-Videos kursierten massenhaft in den Netzwerken. Von der US-Regierung finanzierte Contra-Medien setzten dazu Bots ein, also Computerprogramme, die in kurzer Zeit Millionen von Nachrichten verschickten. Dies hatte Kubas Außenminister Bruno Rodríguez bereits Anfang der Woche kritisiert. Beispielsweise habe ein einziger neu erstellter Account aus Spanien mehr als 1.000 Tweets verschickt, fünf pro Sekunde. Antikommunistische „Influencer“ hätten zudem den Hashtag „SOSCuba“ kreiert und künstlich zu einem globalen Trend gemacht, indem sie Twitter-Nutzer aufforderten, ihren Standort zu verschleiern, um vorzutäuschen, dass sie in Kuba wären. Anschließend wurde behauptet, dass 60 Prozent der Nachrichten von der Insel stammten.
Da vor allem kubanische Medien eine wichtige Rolle dabei spielten, gefälschte Fotos, Videos und Meldungen als solche zu enttarnen, legten rechte Hacker am Wochenende vom Territorium der USA und von anderen Ländern aus die Webseiten mehrerer kubanischer Zeitungen, Nachrichtenportale, Ministerien und Wirtschaftsakteure lahm. „Kuba steht unter dem unablässigen Feuer von Angriffen, die Cyberterrorismus und Medienterrorismus in seiner aggressivsten Form beinhalten“, klagte der Vorsitzende des Zentralkomitees der KP Kubas, Präsident Miguel Díaz-Canel, die selbsternannten westlichen Verteidiger von Meinungs- und Pressefreiheit an.
Am Samstag ging dann landesweit die revolutionäre Bevölkerung Kubas auf die Straßen. Allein in Havanna beteiligten sich mehr als 100.000 Menschen an einer Kundgebung nahe der US-Botschaft an der Uferstraße Malecón. Große Kundgebungen fanden auch in Bayamo, Cárdenas, Holguín, Sancti Spíritus, Santiago de Cuba und anderen Städten statt. Die Demonstranten forderten das Ende der seit 60 Jahren gegen die Insel verhängten US-Blockade und beteuerten, die Unabhängigkeit ihres Landes und die Errungenschaften der Revolution gegen alle Einmischungs- und Umsturzversuche der USA jederzeit und mit allen Mitteln zu verteidigen. Kuba sei so etwas wie der „Ground Zero“ für kriminelle Regime-Change-Operationen der USA, kommentierte der russische Think-Tank „Strategic Culture Foundation“ in einem Leitartikel auf seiner Homepage das erneut zum Scheitern verurteilte Vorgehen der USA und ihrer Verbündeten.