SDAJ will Freizeit- und Kulturprogramm auf dem Festival der Jugend ausbauen

Nicht nur Pop, Punk, Rap und Ska

Von Paula Kaltendorf

Unsere Autorin leitet das Orga-Team des Festival der Jugend

Es ist eiskalt und so langsam spüre ich meine Füße nicht mehr. Seit fast zwei Stunden laufen wir nun durch den Schnee im Jugendpark in Köln, um den Platz für das Festival der Jugend in Augenschein zu nehmen. So richtig kann ich mir noch nicht vorstellen, dass wir hier in weniger als vier Monaten bei strahlendem Sonnenschein unsere Zelte für das Festival der Jugend aufschlagen werden. Aber genau das ist heute bei dieser Platzbesichtigung gefordert: Wir müssen uns überlegen, wie viele Pavillons zwischen die Bäume passen könnten, wie viel Platz die großen Veranstaltungszelte einnehmen werden und wo der Campingbereich beginnen soll.

Wir stehen also auf der Asphaltfläche und diskutieren, wo genau wir die Bühne aufstellen wollen. So langsam schmilzt der Schnee, in den Bodo mit dem Fuß die Abmessungen gemalt hat. Wir versuchen uns zu erinnern, wie groß die Bühne vor zwei Jahren war und wie das damals aussah, als am Samstagabend des Festivals alle Besucher dicht zusammengedrängt zu der Musik von S. Castro und Derbst One gefeiert haben. Die besondere Herausforderung besteht heute darin, sich vorzustellen, dass dieses Jahr alles noch größer werden soll, als noch 2015.

Als Bundesvorstand der SDAJ haben wir uns vorgenommen einen besonderen Schwerpunkt auf den Ausbau des Freizeit- und Kulturprogramms auf dem Festival zu legen. Neben den vielen inhaltlichen Workshops, Diskussionsrunden und Vorträgen, wird es dieses Jahr eine große Zahl an praktischen Workshops geben. Ob man nun lernen möchte, die eigenen Gedanken in Rap-Texte zu fassen, ein DJ-Pult zu bedienen oder Nazis an ihren Symbolen und Zeichen zu erkennen – das Programm hat für jeden was zu bieten. Wer lieber Sport treibt, der kann schon morgens mit Yoga beginnen, mittags im Fußballturnier gegen andere Teams antreten oder einen der zwei Tanzworkshops besuchen. Den ganzen Tag über wird es möglich sein, in einer von jungen Tischlerinnen betriebenen Werkstatt Holz zu verarbeiten und eigene Dinge zu bauen und abends wird es ein Kino geben, in dem man anschließend die Filme diskutieren kann, die man gesehen hat.

Doch in keinen Programmpunkt haben wir bisher so viel Energie gesteckt, wie in die Konzerte, die Freitag- und Samstagabend das Festival zum Tanzen bringen sollen. Wochenlang haben wir uns Bands angehört und Anfragen geschrieben, um endlich mit Stolz das Line-Up präsentieren zu können: Freitagabend gehört die Bühne traditionell den Bands aus Köln. Eröffnet wird das Festival mit dem Auftritt der fünfköpfigen Pop-Punkband A Date with Mary. Weiter geht es mit Cunning Mantrap, die mit ihrem Hard Rock schon 2012 das Festivalpublikum begeistern konnten und als drittes werden scruffyheads, die Bühne mit einem Mix aus Ska, Swing und Reaggae vereinnahmen. Wer den krönenden Abschluss dieses Abends liefern wird, bleibt bis auf weiteres unser kleines, wohlbehütetes Geheimnis.

Das Konzert am Samstagabend veranstalten wir gemeinsam mit dem linken Kulturmagazin Melodie und Rhythmus, die uns tatkräftig zur Seite standen, als es darum ging zu überlegen, welche Größen der linken Gegenkultur wir auf unserer Bühne haben wollen. Entschieden haben wir uns letzten Endes für den Rapper Disarstar und die italienische Streetpunkband Los Fastidios. Eine gewagte Mischung, auf die das Publikum durch das zwölfköpfige Kollektiv des Mondo MashUp Soundsystem und die beiden Berliner Rapper von Barrio 245 eingestimmt werden.

Bodo sagt, eine 45m2-Bühne wäre wahrscheinlich die richtige Wahl für das, was wir da vorhaben. Was wir zu dem Zeitpunkt, als wir in Köln in der Kälte stehen noch nicht wissen ist, dass wir mit unserer Spendenkampagne auf dem Internetportal startnext.com tatsächlich all das Geld zusammenbekommen haben, das wir zur Verwirklichung unseres Kulturprogramms benötigen. 5 000 Euro wollten wir mindestens sammeln. Selbst, als am Montag die Anzeige auf der Website uns schwarz auf weiß den Beweis lieferte, dass knapp 100 Leute in den letzten Wochen diese Mengen an Geld gespendet haben, wollten wir nicht wahrhaben, dass es geklappt hat. Der erste große Meilenstein ist geschafft – das Kulturprogramm kann genauso stattfinden, wie wir es uns ausgemalt haben. Jetzt gilt es nur noch 327 andere Probleme zu lösen, bevor wir vom 2. bis 5. Juni tatsächlich unsere Zelte in Köln aufschlagen können. Spenden kann man bis zum 22. Februar auf der Plattform natürlich noch weiterhin.

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"Nicht nur Pop, Punk, Rap und Ska", UZ vom 17. Februar 2017



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