Tarifverhandlungen für Banken stocken

„ … nicht noch mal“

Von Manfred Sohn

Als sich am 20. Mai vor dem Verhandlungshotel in Wiesbaden Beschäftigte von Sparkassen versammelten, um den ver.di-Verantwortlichen in der Tarifkommission den Rücken zu stärken in ihren Bemühungen, bei der vierten Verhandlungsrunde für die Angestellten der privaten und öffentliche Banken zu einem ordentlichen Ergebnis zu kommen, versicherte Jan Duscheck, Bundesfachgruppenleiter Banken bei ver.di: „So einen Abschluss wie 2016 machen wir nicht noch mal!“

Die Forderung von ver.di liegt seit November 2018 vor, damals noch verkündet von Duscheks Vorgänger als Verhandlungsführer, Christoph Meister: Erhöhung der Gehälter um 6 Prozent bei einer Laufzeit von 12 Monaten und Wahlmöglichkeiten der Umwandlung dieser Gehaltserhöhung in mehr Freizeit. Das entspricht übrigens in der Eckzahl „6“ der Forderung der inzwischen ebenfalls angelaufenen Tarifverhandlungen bei Versicherungen, dem zweiten großen Bereich der Finanzdienstleistungen.

Für beide gilt die von ver.di genannte Begründung für die Gehaltsforderung. Unter der Überschrift „Die Durststrecke beenden“ hatte die Gewerkschaft damals formuliert: „… ist inzwischen ausgerechnet die Bankenbranche Schlusslicht in der tariflichen Entwicklung. In den letzten Jahren wurden die Bankbeschäftigten von der allgemeinen Gehaltsentwicklung in Deutschland immer mehr abgekoppelt.“ In der Tat: während die Tariferhöhungen für 2018 in Deutschland im Durchschnitt nominal immerhin bei 3,1 und damit knapp über der offiziellen Inflationsrate lagen – in der Metallindustrie sogar bei 4 Prozent – erreichten die Banken (ähnlich auch die Versicherungsangestellten) nur 1,3 Prozent. An dieser Entwicklung hatte eben auch der Abschluss von 2016 seinen Anteil.

Der Trend zum Absinken des Lohnniveaus dieser in früheren Zeiten im Vergleich mit anderen Branchen eher gut gestellten Angestellten hält an und entwickelt sich parallel zu den dort Jahr für Jahr vollzogenen Rationalisierungen. Reallöhne und Zahl der Arbeitsplätze schrumpfen also gewissermaßen um die Wette.

Bislang sieht es nicht so aus, als ob die Angestellten mit den Krawatten (die werden allerdings auch immer weniger) wirklich vor einer Trendumkehr wenigstens bei den Gehältern stehen. Die Verhandlungen jedenfalls schleppen sich seit November hin und wurden nach 13 Stunden im Mai schließlich „ergebnislos abgebrochen“. Ein weiterer Termin wurde nicht vereinbart. Die Unternehmerseite hatte ihr mageres Angebot von 3,4 Prozent mehr Gehalt bei einer Laufzeit von 36 Monaten nur geringfügig erhöht: 4,1 Prozent bei 36 Monaten – macht rechnerisch eben pro Jahr noch nicht einmal 1,4 Prozent. Das wäre ein „Nochmal“ und, so hatte es Duscheck versprochen, mit ver.di nicht zu machen.

Die Beteiligung an den bisherigen Warnstreiks hat offensichtlich nicht gereicht, um die Unternehmerseite ernsthaft unter Druck zu setzen. Die Banker wie auch die Versicherungsangestellten werden sich wohl, wollen sie nicht weiter im Keller der Gehaltsentwicklung eingesperrt bleiben, des alten Spruchs der Gewerkschaftsbewegung erinnern müssen: „Alle Räder stehen still, wenn dein starker Arm es will.“ Das gilt für die technikanfälligen Systeme, mit denen Banken, Sparkassen und Versicherungen heutzutage arbeiten, mehr denn je. Selbst kleine Gruppen von Angestellten, vor allem diejenigen, die an den Servern in den großen Stahl- und Glaspalästen sitzen, können den Geschäftsbetrieb nicht nur für eine halbe Stunde, sondern dauerhaft und schmerzhaft für die oberen Etagen stilllegen. Entscheidend ist auch hier, ob dieses Bewusstsein sich durchsetzt und in Kampfkraft verwandelt.

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"„ … nicht noch mal“", UZ vom 31. Mai 2019



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