Winston Churchill war der letzte Premier Britanniens, der unter zwei Monarchen die Regierungsgeschäfte führte. Eingeführt ins Amt durch George V., wurde er in seiner dritten Amtszeit von dessen Tochter Elizabeth II. verabschiedet.
Es folgten vierzehn Premiers, die nur der Queen wöchentlichen Rapport abzulegen hatten. Deren Nachfolgerin Liz Truss, am 6. September ins Amt gekommen, kann sich nun wenigstens in diesem Umstand mit ihrem berühmten Parteikollegen Churchill messen: Auch sie hat unter zwei Monarchen gedient. Das in nur 44 Tagen geschafft zu haben, ist eine wohl nicht zu übertreffende Leistung. Dass sie zu diesen sechs Wochen nicht vom Volk, sondern nur von ihrer Partei mandatiert wurde, sollte bei Fans des bürgerlichen Parlamentarismus nicht zu vorschneller Kritik und Forderungen nach Neuwahlen führen, wie sie natürlich allen voran von deutschen Medien vorgetragen werden – in der BRD ist wie in Britannien noch kein Staats- oder Regierungschef vom Volk gewählt worden, sondern hier wie dort nur die Abgeordneten, die diesen dann nach allerlei Koalitionsgeplänkel bestimmen. An Demokratieferne nehmen sich die beiden Systeme gegenseitig also kaum etwas. Und dass die Konservativen bei Umfragen derzeit nur etwa 22 Prozent mobilisieren, ist ein noch schlechteres Argument – die SPD des deutschen Kanzlers wurde vor einem Jahr von weniger als 20 Prozent der Berechtigten gewählt.
Ob sich König Charles eines Tages Liz Truss‘ Namens erinnern wird, hängt vermutlich weniger von seinen eigenen Amtsjahren als vielmehr davon ab, wie viele Premiers er bis zu seinem nur vom Allmächtigen festzulegenden Mandatsende kennenlernen wird. Und da könnte die Liste lang genug werden.
Hat seine Mutter in gut siebzig Jahren vierzehn Premiers überdauert und dann vorgezogen, der Nummer 15 nicht mehr als drei Tage über den Weg zu trauen, so ist der Zustand der Konservativen Partei einerseits und jener der britischen Melange aus Monarchie, neoliberalem, aber weitgehend deindustrialisiertem Kapitalismus und inflationsmüder City of London andererseits durchaus dazu geeignet, dass Charles bei angenommenen zwanzig Jahren Restlaufzeit wenigstens so viele Premiers abnicken wird wie seine Mutter.
Multimillionär Rishi Sunak, der Truss beerben soll, wird der Nummer 3 unter Charles eher nicht lange im Weg stehen.