Bei den Wahlen in Sri Lanka ist der marxistische Politiker Anura Kumara Dissanayake zum Präsidenten gewählt worden. Er rief nach der Wahl seine Landsleute zu gemeinsamen Anstrengungen auf, die schwere Wirtschaftskrise zu überwinden. „Die tief verwurzelte Krise kann nicht allein durch eine Regierung, eine Partei oder eine Einzelperson bewältigt werden“, sagte der 55-jährige Chef der Koalition „Nationale Volksmacht“ (NPP) in seiner Antrittsrede in Colombo. Zuvor hatte er den Amtseid abgelegt. Für viele der etwa 22 Millionen Bewohner des südasiatischen Inselstaats ist die Wahl mit der Hoffnung verbunden, dass sich die Wirtschaft nach dem Staatsbankrott vor zwei Jahren wieder stabilisieren kann und die Preise für zahlreiche Produkte wie etwa Lebensmittel wieder sinken. Tausende Menschen zogen am Montag durch die Straßen Colombos, um ihre Unterstützung für den neuen Präsidenten zu demonstrieren.
Dissanayake versprach, die demokratischen Werte zu achten und das Vertrauen auch derjenigen gewinnen zu wollen, die ihn nicht gewählt hätten. Zudem betonte er, wie wichtig die internationale Unterstützung für sein Land sei. „Abgesehen von den geopolitischen Spaltungen wollen wir vorteilhafte Beziehungen mit anderen Ländern erhalten.“ Indiens Ministerpräsident Narendra Modi und Chinas Präsident Xi Jinping gratulierten ihm zur Wahl.
Dissanayake hatte die Wahl am Samstag mit deutlichem Vorsprung vor dem Oppositionsführer Sajith Premadasa gewonnen. Sein Vorgänger Ranil Wickremesinghe war nach der ersten Runde der Stimmenauszählung zusammen mit den anderen Kandidaten ausgeschieden, nachdem keiner der Bewerber die für den Sieg nötigen mehr als 50 Prozent erreicht hatte.
Dissanayake möchte neu über das Abkommen mit dem internationalen Währungsfonds (IWF) verhandeln, der dem Land ein Hilfsprogramm in Höhe von rund drei Milliarden US-Dollar (etwa 2,7 Milliarden Euro) gewährte. Die Auszahlung des Kredits ist an ein strenges Austeritätsprogramm geknüpft.