Am 19. März wurde auf der Streikversammlung von ver.di im neu renovierten Willy-Bleicher-Haus in Stuttgart die neue Strategie, nur stundenweise zu streiken, heiß diskutiert. Es ist aber keine Vorgabe von oben, wie man meinen möchte. Sie wurde in der Streikleitung entwickelt und mit den Mitgliedern diskutiert und abgestimmt. Verschiedene Bedenken wurden geäußert, einige machen sich Sorgen um das fehlende Streikgeld. Ob sich das an der Beteiligung bemerkbar machen wird?
In Stuttgart wurden nun also einzelne Bereiche für 3,5 Stunden zum Streik aufgerufen. Nach der großen gemeinsamen Aktion fand an jedem Wochentag eine kleinere dezentrale Aktion statt. Die Herausforderung war groß und noch ist nicht sicher, ob es sich ausgezahlt hat. Doch es wird deutlich, dass die Beschäftigten bereit sind, die neuen Formen auszuprobieren.
Kitas bleiben stundenweise geschlossen, die Schülerbetreuung legt mittags die Arbeit nieder, um sie später wieder aufzunehmen. Sogar in der Verwaltung (u.a. vom Jugendamt), einem Bereich mit traditionell sehr niedrigem Organisationsgrad, wurde ab 10.30 Uhr gestreikt. Vereinzelt finden sich Kolleginnen und Kollegen beim ver.di-Stand am Stuttgarter Wilhelmsplatz ein.
Für viele ist es der erste Streik. Und sie haben diese Hürde genommen, die also doch nicht unüberwindbar ist, wie viele behauptet haben. Noch ist vieles unklar, z. B. auch, wie der Lohnabzug für diese Zeit funktionieren soll. Manche haben Angst vor dem Chaos, das sie in der Personalabteilung dadurch angerichtet haben. Doch die Gewerkschaft und der Personalrat werden nicht müde zu betonen: Genau das wollen wir! Mit kurzfristig angekündigten Aktionen, geschlossenen Kitas und lahmgelegten Behörden. Davon sind wir noch ein gutes Stück entfernt, aber der Anfang ist gemacht.