„Was wir jetzt durch langes Nachbohren erfahren haben, könnte eine neue Spur im NSU-Komplex sein“, stellt Kerstin Köditz, Mitglied der sächsischen Linksfraktion, klar. Schließlich läge „weitgehend im Dunkeln“, wie Böhnhardt, Mundlos und Zschäpe an ihr umfangreiches Arsenal mit mehr als 20 Schusswaffen kamen. Doch schon Anfang der 2000er Jahre wussten Landesamt für Verfassungsschutz (LfV) und Landeskriminalamt (LKA), dass die rechte Szene Zugang zu tödlichen Waffen hat. „Damals nämlich besorgte ausgerechnet ein V-Mann Schusswaffen“, so Köditz. Volker Lange, inzwischen Kripo-Chef in Dresden, war zu dieser Zeit Referatsleiter im LfV und dort für die Suche nach dem „Trio“ zuständig, wenige Monate, bevor die Ceská-Mordserie begann. Auf Fragen der Linken-Abgeordneten im sächsischen NSU-Untersuchungsausschuss bestätigte der Spitzenbeamte nun, dass ihm im Mai 2000 ein in der rechten Szene Ostsachsens aktiver Mann einen Koffer übergab, der mehrere scharfe Schusswaffen und Munition enthielt. Woher die Waffen ursprünglich kamen, wurde jedoch niemals aufgeklärt. Nach Angaben Langes sei er dazu vom LKA Sachsen, das die Ermittlungen führte, nicht einmal gefragt worden. Seiner Erinnerung zufolge habe das LfV womöglich eh keine weiteren Details gekannt – eine Behauptung, die noch zu beweisen wären. „Brisant allemal: Der Waffenkoffer enthielt eine Pistole der Marke Ceská und tauchte auf, kurz nachdem die von Lange mitverantwortete Operation „Terzett“ angerollt war, mit der das LfV das damals in Chemnitz untergetauchte „Trio“ finden wollte“, so Köditz.
Neue Spur zu Waffenbeschaffung des NSU?
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