Um Anerkennung nicht betteln sondern kämpfen – das könnten und müssten im Kapitalismus viele unterbewertete, prekär arbeitende Berufsgruppen und aus dem System herausgeworfene Menschen. Während dieser Kommentar geschrieben wird, streiken die sozial und erzieherisch im öffentlichen Dienst beschäftigten Kolleginnen und Kollegen seit zwei Wochen und haben beschlossen, dies unbefristet weiter zu tun. Ja, es geht ihnen um ihre Haut. Ja, eigensüchtig wollen sie mehr Lohn für ihre Arbeit und ja, eigensinnig sagen sie: Wir sind es wert – unser Dienst, unsere Sorge, unser Zutun für die Zukunft der uns anvertrauten Kinder und Jugendlichen!
Ja, ihr Beitrag für die Zukunft unserer Gesellschaft ist mehr wert!
Sie – und ihre Gewerkschaften ver.di und GEW – sind an eine Front gestellt, die „die Wirtschaft“ weit von sich weggeschoben hat. Sie verläuft fern von Konzernen und Banken, von Industrieklubs und Unternehmensverbänden – sie steht in Kommunen und Stadtteilen, nahe den Kitas und Elternbeiräten, kommunaler Politik und Verwaltung gegenüber. Vor Ort soll ausgehandelt werden, was die öffentlichen Haushalte nicht hergeben wollen.
In Wahrheit gelten die Kämpfe und Streiks der Kolleginnen und Kollegen nicht dem OB oder dem Kämmerer, schon gar nicht Kindern, Jugendlichen und Eltern. Sie gelten „denen da oben“, die die Gesellschaft kapitalistisch organisieren, fürs Anhäufen privaten Reichtums Mensch und Natur ausbeuten und das Gemeinwesen in Armut halten. Leben und Perspektive der arbeitenden und lernenden Menschen „da unten“ sind ihnen gleichgültig. Anerkennung zollen sie nur ihren Profiten, ihren Kontoständen und deren Mehrung und Sicherung. Den Staat halten sie sich nur zu diesem Zweck.
Dieser unbefristete Streik klärt über die Verhältnisse in der Republik auf und setzt – wie auch immer er ausgeht – neue Maßstäbe für die politische und gewerkschaftliche Arbeit.