Nachdem sich die Meldungen über rechtsextreme Soldaten und ein ungebrochenes Traditionsverständnis in der Bundeswehr häuften, sah sich Kriegsministerin von der Leyen genötigt, ein wenig gegenzusteuern. Sie gab einen neuen Traditions-Erlass in Auftrag, der vor wenigen Wochen veröffentlicht wurde. Die faschistische Wehrmacht wird zwar „im Ganzen“ als nicht würdig erachtet, aber über „einzelne Soldaten und Vorgänge“ könne sich auch weiterhin das Selbstverständnis der Truppe artikulieren. Zur Nationalen Volksarmee der DDR hat der Erlass eine eindeutige Haltung, sie kann kein Vorbild sein. Auch deshalb, weil diese Armee in ihren 45 Jahren weder Krieg geführt noch Kriegsdrohungen ausgesprochen hat. Passt nicht ins antikommunistische Weltbild, auch nicht zur modernen Ausrichtung der Bundeswehr.
Die ideologische und politische Durchsetzung des Anspruchs, dass „unser Land“ seine Interessen weltweit nicht nur anmeldet, sondern auch die Mittel braucht, wehrhaft dafür kämpfen zu können, ist die Geschäftsgrundlage der Bundesregierung. Dazu zählen die Aufstockung des Etats, die Unterordnung unter das 2-Prozent-Ziel der Nato, die Beteiligung an diversen „Auslandseinsätzen“, die massive Werbung an Schulen, um neue Soldatinnen und Soldaten zu gewinnen und nicht zuletzt die „Charme-Kampagne“ der Ministerin, um ein geschöntes Bild in der Öffentlichkeit zu präsentieren.
Die Umbenennung der Emmich-Cambrai-Kaserne in Hannover bot sich für von der Leyen an, der preußische General Otto von Emmich verantwortete Tausende von Toten bei der Eroberung von Lüttich im ersten Weltkrieg. Und Cambrai ist der Name der nordfranzösischen Stadt, die im Ersten Weltkrieg von deutschen Truppen besetzt wurde und um die es erste größere Panzerschlachten gab. Aber mit solch „ollen Kamellen“ kann man heutige Absichten nicht mehr wirksam machen, es müssen neue, aktuelle Kämpfe und Soldaten her. Nun gab es mit großem Tamtam die Umbenennung der Kaserne, sie wird nach einem in Afghanistan gestorbenen Feldjäger zur Hauptfeldwebel-Lagenstein-Kaserne. Der Soldat war als Personenschützer vor Ort.Von der Leyen begründete die Benennung mit Sätzen wie „Er kannte die Gefahr seines Berufes und er hat sich mit seinem Leben für die Verteidigung unserer Freiheit und unserer Werte eingesetzt.“ Ein echter Held also.
In Hannover ging das glatt über die Bühne, an anderen Kasernenstandorten wollen Stadtrat und Soldaten alles so lassen. In Rotenburg a. d.Wümme, in Delmenhorst oder in Kaufbeuren gibt es noch keine Bereitschaft zur Umbenennung, Übrigens, über 100 Soldatinnen und Soldaten der Bundeswehr sind bei diversen Auslandseinsätzen gestorben, die Kriegsministerin hat genügend Auswahl, um ihre Kasernen mit neuen, toten Heldennamen zu schmücken.