Noch am 12. November unterstrichen Vertreter der Garantiestaaten Russland, Iran und Türkei im „Astana-Prozess“ ihren Entschluss, die Souveränität und territoriale Integrität Syriens zu erhalten. Die Vertreter der Türkei repräsentierten dabei den Staat, der mit Idlib Teile Syriens besetzt hält. Und in der sogenannten Deeskalationszone von Idlib hatten die Dschihadisten freie Hand.
Es sind genau die Dschihadisten, die jetzt in einem massiven Angriff auf Aleppo und Hama Syrien bedrohen. Ob der Angriff von Ankara angeordnet oder nur geduldet wurde, spielt da schon keine Rolle. Aleppo war seit Beginn des Krieges 2011 im Visier der Türkei und sollte als weitere Provinz erobert werden.
Auch Israel hat seinen Teil zum Angriff beigetragen. Immer wieder hat die israelische Luftwaffe Ziele in Syrien angegriffen und damit den Dschihadisten den Weg geebnet. Sie revanchieren sich auf ihre Weise. Mit dem Ziel, Syrien zu zerstören, wollen sie auch die Verbindung zwischen dem Iran und der Hisbollah im Libanon zerstören, ganz im Sinne Netanjahus, der die strategische Realität des Nahen Ostens verändern will.
Das ist auch das Ziel der USA und ihrer europäischen Verbündeten, die seit zwölf Jahren mit allen Mitteln und schon lange mit Sanktionen versuchen, Syrien von der Landkarte zu wischen. In einer zynischen Erklärung forderten die USA, Frankreich, Britannien und Deutschland, im Krieg gegen die Dschihadisten die Menschen und die Infrastruktur zu schützen. Dieselben Menschen, die sie mit den Sanktionen töten und dieselbe Infrastruktur, die sie mit den Sanktionen zerstören. Diese Staaten, die jede Eskalation im Krieg gegen Syrien betrieben haben, fordern jetzt die Deeskalation.
Die syrische Regierung alleine ist nicht in der Lage, den Krieg gegen die Dschihadisten zu führen und sie aus Aleppo wieder zu vertreiben. Sie braucht – und erhält – die Unterstützung des Irak, Russlands und des Iran.
Der iranische Außenminister versprach in Damaskus die volle Unterstützung des Landes für Syrien. Statt mit dem Angriff der Dschihadisten die Verbindung des Iran zu Hisbollah zu schwächen, wird sie womöglich sogar gestärkt. Weitere Angriffe Israels auf Syrien – und womöglich gar den Iran – sind damit programmiert.